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Meinung: Expo 2000: Die Bilanz der Weltausstellung - Der schöne Schein

In Swasiland leben eine Million Menschen. Am Sonntag war Swasilands großer Auftritt - beim Nationentag auf der Expo.

In Swasiland leben eine Million Menschen. Am Sonntag war Swasilands großer Auftritt - beim Nationentag auf der Expo. 200 000 Besucher, ein Fünftel der Einwohnerzahl der afrikanischen Monarchie, drängten sich gestern durch die Pavillons der Weltausstellung. Ist das viel? Oder wenig, zu wenig? Die Expo wollte die Vielfalt der Welt zeigen. Aber was wäre die Welt ohne Hochstapelei? Freundlicherweise haben die Organisatoren diesen unangenehmen Part übernommen und somit die Häuser und Hütten des temporären Weltdorfes davon befreit. Die Hochstapelei betraf die erwartete Zuschauerzahl, auf der alle Berechnungen fußten: 40 Millionen. Knapp die Hälfte, rund 18 Millionen, werden bis morgen Abend gekommen sein. Wer die Expo gesehen hat, weiß, wie illusorisch diese 40 Millionen waren. Wäre der erforderliche Tageszuschauerschnitt in den ersten Wochen erreicht worden - die Besucher hätten Schauerliches berichtet: stundenlanges Warten, Mondpreise, Stress, Gedränge - bloß nicht! Die Leere der Anfangstage hätte es dann am Ende gegeben. So war es umgekehrt. Der rechnerische Verlust, 2,4 Milliarden Mark, war nicht zu vermeiden. Aber er wird ausgeglichen: finanziell durch Steuermehreinnahmen, ideell durch das, was die Gäste mit nach Hause nahmen, auch nach Swasiland. Die Expo war die größte Weltausstellung, die es je gab. Zu ihren Leistungen zählt, dass sie dennoch nicht protzig war, nicht angeberisch, nicht teutonisch, nicht gigantomanisch. Sondern ganz einfach nett. Schön für all jene, die dabei waren. Aber die anderen müssen nicht traurig sein. Sie haben nicht wirklich etwas verpasst. Außer einem freundlichen, etwas teuren Sommerdauerfest.

lom

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