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Meinung: Extremes Gedenken an ein extremes Verbrechen?

Was es auch sein wird, es kann nur falsch sein. An seinem dritten Tag als neuer Bürgermeister von New York hat sich Michael Bloomberg zu einem äußerst heiklen Thema geäußert.

Was es auch sein wird, es kann nur falsch sein. An seinem dritten Tag als neuer Bürgermeister von New York hat sich Michael Bloomberg zu einem äußerst heiklen Thema geäußert. Was soll aus "Ground Zero" werden? So wird seit dem 11. September der Platz im Stadtteil Manhattan genannt, auf dem bis vor knapp vier Monaten die Zwillingstürme des World Trade Centers standen. "Ground Zero" gilt seit Hiroshima als Synonym für totale Zerstörung. Bloombergs Amtsvorgänger, der "Mann des Jahres" Rudolph Giuliani, hatte groß gedacht, vielleicht auch pathetisch und sich für den Bau einer "hohen, monumentalen, schönen Gedenkstätte" ausgesprochen. Bloomberg dagegen denkt eher an eine profane, ja kommerzielle Mischnutzung: ein bisschen Mahnmal, ein paar Büroräume, einige Geschäfte. Was es auch sein wird: Kann es nur falsch sein? Gibt es bei diesem extremen Verbrechen nur extreme Formen des Gedenkens? Eine Gedenkstätte pur wäre die Verewigung des Traumas. Ein Wiederaufbau des internationalen Handelszentrums dagegen wäre die Verdrängung der kollektiven Trauer. Eine Mischnutzung ist ein Kompromiss, typisch für Gesellschaften, in denen alles frei ausgehandelt werden muss. Doch verträgt "Ground Zero" Kompromisse? Vielleicht ja. Der härteste Kompromiss ist schließlich der, dass das Leben nach dem Terror weitergeht. Wir sind dieselben geblieben und doch ganz andere geworden. Bloomberg spürt das. Darum favorisiert er für "Ground Zero" das, was am wenigsten falsch ist.

mal

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