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Auch die Humboldt-Universität in Berlin ist jetzt Eliteuni.

© dapd

Exzellenzinitiative: "Elite" ist manchmal schiete

Ein deutsches Harvard ist zwar schon aus finanziellen Gründen eine Illusion. Aber vieles ist in Bewegung gekommen, seit es die Exzellenzinitiative gibt. Dennoch haben die Studierenden unter dem Wettbewerb gelitten.

Der Uni Freiburg und der Uni Göttingen wird die Königskrone vom Kopf gerissen. Für sie ist die Zeit als „Exzellenzuni“ vorbei. Statt ihrer dürfen sich andere Häupter mit diesem Glanz schmücken: Dresden, Köln, Tübingen und Bremen. Und Berlin triumphiert. Die FU bleibt Exzellenzuni, die Humboldt-Uni hat den Sprung – endlich! – geschafft. Die einen werden erniedrigt, die anderen erhöht. Rau geht es zu im Elitewettbewerb von Bund und Ländern.

Ins Leben gerufen hat ihn die SPD-Führung zu Zeiten der rot-grünen Koalition. Deutschland sollte im Wettbewerb seine „Spitzenuniversitäten“ ermitteln. Den Siegern sollten Millionen winken, so dass sie international sichtbarer werden. Eine ambivalente Erfahrung war die Exzellenzinitiative allemal.

Ein deutsches Harvard ist zwar schon aus finanziellen Gründen eine Illusion. Aber vieles ist in Bewegung gekommen. Forscher haben sich zu großen Verbünden zusammengetan. Die Unis sind enger an die außeruniversitären Institute gerückt und haben ihre Kontakte ins Ausland intensiviert. Servicestationen sind entstanden, die Wissenschaftlern mit der Bürokratie helfen. Foyers wurden gestrichen, griesgrämiges Personal aus den Telefonzentralen abgezogen. Was man für die Studierenden nie gemacht hätte: In banger Erwartung der Exzellenz-Gutachter ließ es sich schnell erledigen. Konkurrenz belebt eben das Geschäft. Schon darum ist es gut, dass es den Exzellenzwettbewerb gegeben hat.

„Elite“ ist aber auch schiete. Die Studierenden haben unter dem Wettbewerb zusätzlich gelitten. Denn „Exzellenz“-Professoren werden von Lehrverpflichtungen befreit. Ihre Vertreter sind oft nicht einmal prüfungsberechtigt. An der unterfinanzierten Lehre ändert der Wettbewerb nichts: Die Mittel dürfen nur in die Forschung fließen.

Ungerecht ist der Wettbewerb ohnehin. Hochschulen finanzschwacher Länder treten gegen solche in finanzstärkeren an. Auch schießen Unis keine Tore. Welche „besser“ ist, lässt sich schwer beurteilen. Zumal jede stärkere und schwächere Bereiche hat. Trotzdem dürfen die „Exzellenzunis“ sich nun an zusätzlichen Millionen und an hohen Reputationsgewinnen freuen. Die Gescheiterten hingegen gelten fortan als weniger exzellent. Der Wettbewerb hat Teile ihres symbolischen Kapitals vernichtet.

Das politische Ziel der Exzellenzinitiative ist aber, die deutsche Hochschullandschaft „auszudifferenzieren“. Die Starken sollen gestärkt werden, damit wenigstens sie hier und da international mitspielen können. Damit müssen sich wohl auch Freunde der Breitenförderung abfinden. Es stimmt ja, nicht an jeder Uni kann jedes Gebiet auf hohem Niveau bearbeitet werden. Eine Elite-Liga kann im föderalen Deutschland aber nur unter bestimmten Bedingungen akzeptiert werden. Das Gros der Nicht-Elite-Hochschulen muss in die Lage versetzt werden, seinerseits attraktive Profile zu bilden. Schon jetzt ist Mannheim für seine Ökonomie bekannt, Lüneburg für sein Studium Generale. Eine bessere Grundfinanzierung ist aber nicht in Sicht.

Und Deutschlands Exzellenzunis zittern dem Jahr 2017 entgegen. Dann laufen alle Exzellenzmittel vom Bund aus. Die Angst geht um, aus Eliteunis könnten bald Förderruinen werden. Das Grundgesetz muss so geändert werden, dass es dem Bund weitreichende Finanzhilfen erlaubt. Aber auch die Länder sind in der Pflicht. Für Deutschlands neuen Elitekönig Klaus Wowereit tut sich ein zukunftsträchtiges Arbeitsfeld auf.

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