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Meinung: Fach ohne Tradition

„Das Nebenfach“ vom 8. Juli Als Religionslehrer habe ich immer wieder von der Not jener KollegInnen erfahren, die meist als unausgebildete Klassenlehrkräfte einem zusätzlichen Deputat mit dem Fach Ethik nicht zu entgehen vermochten.

„Das Nebenfach“ vom 8. Juli

Als Religionslehrer habe ich immer wieder von der Not jener KollegInnen erfahren, die meist als unausgebildete Klassenlehrkräfte einem zusätzlichen Deputat mit dem Fach Ethik nicht zu entgehen vermochten. Wenn ich denen dann auf Grundlage des Schulgesetzes §12,6 mit dem Angebot einer Kooperation mit dem Fach Religion kam, erntete ich nur Schweigen oder resigniertes Gelächter: Sich darauf einzulassen, würde ja tief(er)schürfende Kenntnisse des Rahmenplans Ethik voraussetzen, und ob ich nicht am besten gleich den ganzen Ethikunterricht mit übernehmen könnte.

Insofern sind die Beschwichtigungen der GEW albern und passen zu dem von ihr seinerzeit vertretenen Standpunkt, dass der von Pro Reli angedachte Wertepflichtfachbereich Ethik-Religion des Teufels sei. Dabei hätte ein solcher Wertepflichtfachbereich für die Einführung eines „Faches ohne Tradition“ einen fruchtbaren Austausch zwischen langjährig ausgebildeten Religionslehrkräften und den erst noch „nachwachsenden“ Ethiklehrkräften erlaubt.

Während Mutlu nun folgerichtig fordert, dass man für Ethik „besonders gut ausgebildete Lehrer” braucht, antwortet der Sprecher der Bildungsverwaltung: „Wir sehen die Entwicklung durchaus kritisch. Deshalb haben wir ja beschlossen, die Ausbildungszeit zum Ethiklehrer zu verkürzen.“ Nebenbei: von anderthalb auf nur noch ein Jahr!

Wie immer stinkt der Fisch vom Kopf her, und unter Schulleitungen sind es wie unter Politikern offenbar nur wenige, die im Wertefachbereich inkl. Ethik nicht mehr als nur zeitraubendes „Gedöns“ sehen.

Ulrich Karger, Berlin-Moabit

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