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Fall Hatun Sürücü: Gute Nachricht

Zehn Jahre nach dem "Ehrenmord" erhebt die Türkei Mordanklage gegen zwei Brüder von Hatun Sürücü. Ein Signal.

Hatun Sürücüs Sohn muss jetzt 16 Jahre alt sein. Ob der Waise, der in einer Pflegefamilie aufwächst, weiß, wer seine leibliche Mutter war und wie sie starb? Hatun Sürücü hat ihn über alles geliebt, obwohl sie selbst, ebenfalls mit 16 Jahren, zur Ehe mit einem Cousin in Istanbul gezwungen wurde. Die junge Deutschkurdin überwarf sich mit der Familie, kehrte als Alleinerziehende nach Berlin zurück, legte das Kopftuch ab, machte den Hauptschulabschluss, bezog eine Wohnung, lernte Elektroinstallateurin, bat um Hilfe bei Polizei und Jugendamt. Es half nichts. Sie wurde erschossen. Der jüngste von drei Brüdern wurde wegen Mordes verurteilt. Dass nun die Türkei nach dem 2013 eingeleiteten Strafverfahren auch Mordanklage gegen zwei ihrer Brüder erhoben hat, ist aus deutscher Sicht eine überraschende, aber gute Nachricht. Es ist ein Signal für jene, die heutzutage noch klammheimlich frohlocken, wenn selbstbestimmte Frauen attackiert werden. Es sind heute in Deutschland mehr „Zwangsehen“ bekannt als noch 2007. Auch solche, die nur in religiösen Zeremonien geschlossen werden, müssen unters Strafgesetzbuch fallen. Und den mutmaßlichen Tätern muss nun ein rechtsstaatlicher Prozess gemacht werden.

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