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Models bei den Vorbereitungen für die Modemesse Bread & Butter.

© Doris Spiekermann-Klaas

Fashion Week: Berlin muss den Designern mehr bieten

Wichtige Modestädte wie Paris oder London bieten Designern und Modeschaffenden finanzielle, politische und organisatorische Unterstützung. In Berlin sieht das ganz anders aus. Keine Strukturen, kein Plan – und Geld gibt es sowieso nicht. Das muss sich ändern.

Es ist Fashion Week, und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit steht mittendrin: auf der Bread & Butter mit Turnschuhen in der Hand, bei den Modenschauen in der ersten Reihe neben Cate Blanchett. Wowereit ist ein großer Freund der Mode.

Aber bald könnte der Spaß vorbei sein. Ausgerechnet der Chef der Bread & Butter, Karl-Heinz Müller, der immer auf seine Unabhängigkeit von allen anderen pochte, findet, dass die Stadt endlich etwas tun muss – gegen das große Durcheinander, gegen einen zunehmend unlauteren Wettbewerb, in dem kleinere Veranstaltungen ausgebootet werden und sich zu viele Messen mit ähnlichen Konzepten gegenseitig die Kunden wegnehmen.

Das kann man als Drohung auffassen, denn die Bread & Butter ist der Motor der Fashion Week. Die Messe ist die weltweit größte für Jeans und Streetwear, sie macht rund 40 Millionen Euro Umsatz. Zur letzten Fashion Week im Januar kamen über 90 000 Besucher. Neben der Bread & Butter gibt es zehn weitere Modemessen, dazu mehr als 40 Schauen.

Doch die Stadt reagiert nicht. Genau wie in den Zeiten vor den großen Modemessen gibt es in der Senatsverwaltung für Wirtschaft nur eine einzige Person, die für Mode zuständig ist (und sich auch noch um die Film-, Design- und Musikwirtschaft kümmert). Die Haltung der Politik scheint zu sein: Am besten werkeln die Designer vor sich hin, wir verstehen ja sowieso nichts davon. Doch Wowereit selbst hat die Mode vor fast zehn Jahren mit offenen Armen empfangen, er hat immer wieder von einem neuen Standortfaktor gesprochen, der Berlin nicht nur schöner, sondern vielleicht auch etwas wirtschaftlicher macht. Immerhin bringt die Fashion Week der Stadt mehr als 120 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Und trotzdem gibt es keine Strukturen, keinen Plan – und Geld sowieso nicht.

Video: Berliner Fashion Week ist umgezogen

Wichtige Modestädte wie London setzen einen Moderat ein, der organisiert, sortiert, Netzwerke schafft, Nachwuchs fördert und vor allem Ansprechpartner für alle ist, die in der Stadt mit Mode Geschäfte machen wollen. In Paris kann jeder Designer, der es überhaupt auf den offiziellen Schauenkalender geschafft hat, stolz auf sich sein. So muss man sich nicht um das Niveau sorgen, das in Berlin allzu oft beliebig ist. In Berlin gibt es allein neun Modeschulen und mehr als 800 Designer – da müssten sich doch drei, vier kompetente Fachleute für die Senatsverwaltung finden lassen.

Bilder von der Eröffnungsfeier der "Bread & Butter" im Café am Neuen See

Die Berliner Wurstigkeit könnte jetzt zum ernsthaften Problem werden. Eigentlich wäre die Lage nicht schlecht: Bread & Butter und Premium, die zweite große Modemesse der Stadt, melden ausgebuchte Hallen. Nie gab es mehr Modenschauen, nie zeigten auch mehr Berliner Designer ihre Kollektionen. Langsam verbreitet sich die Botschaft, dass hier fähige Leute an einem neuen Stilbild arbeiten, bis weit über die Landesgrenzen.

Und selbst Firmen wie Adidas und Hugo Boss wollen nach Berlin, weil sie den deutschen Markt brauchen, der für die Modebranche zu den wichtigsten der Welt gehört. Einkäufer, Ladenbesitzer, Designer, Presseleute treffen sich in Berlin, um das Sichtbarwerden der neuen deutschen Mode zu beobachten.

Jetzt muss etwas gegen die Beliebigkeit getan werden: mit einem Mode-Rat, der kuratiert, kleine Designer vernetzt, Ansprechpartner ist für die großen Modefirmen und mit ausreichend Geld ausgestattet wird, um handlungsfähig zu sein. Und der damit nicht bis zur nächsten Fashion Week wartet, sondern in der nächsten Woche bereits anfängt.

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