zum Hauptinhalt

Meinung: „Fehler habe ich nicht …

… gemacht.“ Wie ein Mantra hat Tschechiens Ministerpräsident Stanislav Gross diesen Satz in den vergangenen Wochen vor sich hergetragen.

… gemacht.“

Wie ein Mantra hat Tschechiens Ministerpräsident Stanislav Gross diesen Satz in den vergangenen Wochen vor sich hergetragen. Die Affäre um die Finanzierung seiner Eigentumswohnung im Prager Stadtzentrum wäre nichts als eine üble Verleumdung der Opposition, die ihn aus dem Amt jagen wolle, so Gross. Doch wie wenig glaubhaft seine Äußerungen waren, wurde in der Nacht zum Donnerstag deutlich: Seine Sozialdemokraten einigten sich mit den Koalitionspartnern auf eine Fortsetzung der Regierungskoalition – ohne Gross. Doch die Hoffnung auf ein Ende der Regierungskrise zerschlug sich rasch. Tschechiens Sozialdemokraten lehnten die erzielte Einigung ab.

Als Gross vor etwa einem Jahr zum Premier aufstieg, war er 34 Jahre alt und damit der mit Abstand jüngste Ministerpräsident im EU-Raum. Jahrelang war er der absolute Sympathieträger der tschechischen Sozialdemokraten. Er war als junger Industriearbeiter in die Partei eingetreten und hatte sich rasch nach oben gedient. 2002 war er bei der Bildung der derzeitigen Koalition Innenminister geworden – nach dem Rücktritt seines Vorgängers Vladimir Spidla vor einem Jahr war Gross logischer Nachfolger. Der Familienvater hatte glänzende Imagewerte. In der tief gespaltenen Sozialdemokratie zählte er zum rechten, undogmatischen Flügel, im Gegensatz zu Spidla konnte er aber auch mit der Parteilinken. Als er antrat, wollte er das Land modernisieren und einen Aufbruch einleiten – als jüngere, tschechische Ausgabe von Labour-Chef Tony Blair.

Gleichzeitig bot Gross viele Angriffsflächen für die bürgerliche Opposition. In immer kürzerer Reihenfolge wurde er in Skandale verwickelt, politisch war dabei nur die Affäre um angebliche Spitzeldienste der Polizei in seiner Ära als Innenminister relevant. Meistens ging es ums schnöde Geld und Gross’ lockeren Umgang damit. Neben der Immobilienaffäre, in der Gross lange nicht belegen konnte, woher er das Geld für den Kauf seiner Wohnung hatte, rückte auch seine Frau ins Zentrum der Kritik. Die hatte eine PR-Firma gegründet und offenbar Aufträge von dubiosen Firmen angenommen. Auch hier verweigerte Gross sachdienliche Angaben. Damit hat er wohl doch etwas falsch gemacht.

Markus Huber

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false