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Meinung: Feinde sehen

D ies ist ein Präzedenzfall. Die Intendantin der Deutschen Oper Berlin streicht die Wiederaufnahme der „Idomeneo“-Inszenierung von Hans Neuenfels.

D ies ist ein Präzedenzfall. Die Intendantin der Deutschen Oper Berlin streicht die Wiederaufnahme der „Idomeneo“-Inszenierung von Hans Neuenfels. Kirsten Harms, so viel weiß man, fürchtet um die Sicherheit ihres Hauses. Sie stützt sich auf eine allgemeine „Gefahrenanalyse“ der Polizei, eine konkrete Bedrohung der Oper sei aber nicht bekannt. Offenbar wird die ohnehin umstrittene Opernchefin von vorauseilender Furcht vor Islamisten getrieben. Am Schluss des Stücks, das 2003 (!) Premiere hatte und damals nicht zum Skandal führte, sieht man die abgeschlagenen Häupter der Religionsstifter, neben dem von Jesus, Buddha und dem Meeresgott Poseidon auch den Kopf des Propheten Mohammed. Hart! Dennoch hat Harms eine fatale Entscheidung getroffen. Sie missachtet das Grundrecht auf Meinungsfreiheit. Und die Freiheit der Kunst. Theater, das seinen Namen verdient, muss erregen, provozieren, verstören. Auch wenn es um Religion geht. Auch in diesen Zeiten. Wollte man die Spielpläne auf Gefühls- und Tabuverletzungen hin abklopfen und politisch korrekt bereinigen – man müsste die Bühnen schließen. Wer nicht frei in seinem Denken ist, versteht sich nicht auf Toleranz. R. S.

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