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Festspielvision: Wagner in 3-D

2013 wird Wim Wenders seinen Einstand als Opernregisseur geben. In Bayreuth. Wahrscheinlich. Und wahrscheinlich gibt es dann auch einen Film darüber in 3-D. Schließlich eignet sich kaum etwas besser für die neue Wunderwaffe als das Wagner’sche Bestiarium. Eine Glosse.

So viel steht fest: Sollte der Filmemacher Wim Wenders im Wagner-Wagalaweia-Wahnsinnsjahr 2013 (Richard W.’s 200. Geburtstag) in Bayreuth tatsächlich mit dem „Ring des Nibelungen“ seinen Einstand als Opernregisseur geben, was als „fast sicher“ gilt, also doch noch nicht so ganz, unterschriebene Verträge jedenfalls gibt es nicht – dann wird es wiederum aller Wahrscheinlichkeit nach einen Film über dieses sehr gut mögliche Event geben. Wenders über Wenders über Wagner, wenn man so will, natürlich in 3-D. Was sonst nach „Pina“, Wenders Berlinale-Erfolg über die Wuppertaler Tanztheatermeisterin Pina Bausch. Angela Merkel und Christian Wulff mit Sonnenfinsternis-Brillen bei der Premiere: Sah doch niedlich aus, so unstaatstragend!

In der Tat eignet sich kaum etwas besser für die neue Wunderwaffe als das Wagner’sche Bestiarium. Wackere Walküren und rührige Rheintöchter, riesige Riesen, Feuer speiende Drachen, Götter, Zwerge, Geld oder Liebe, Mord und Totschlag: demnächst alles zum Greifen nah und garantiert gefühlsecht in diesem Theater. Und sooo demokratisch! Schon schlägt Richard Wagner, der alte Sozi, in seiner Gruft im Garten der Villa Wahnfried Purzelbäume: Bayreuth für alle, ohn’ Ansehen von Titel, Tadel, Stand und Ehre, die alte Vision.

Das jährliche Kartenkontingent der Wagner-Festspiele beläuft sich im „freien“ Verkauf auf knapp 52 000 Tickets. Diese lassen sich locker acht- bis zehnmal verkaufen, woraus sich ein aktiver Weltwagnerbedarf von einer halben Million ergibt. Diesen könnte Wenders nun stillen und damit nicht nur die kümmerliche mediale Bilanz der Festspiele auffrischen und die Scharte auswetzen, dass es von Christoph Schlingensiefs Kult-„Parsifal“ nicht einmal eine hundsgemeine Aufzeichnung gibt; nein, Wenders, der Wagner-Wim, könnte nichts Geringeres vollbringen, als das Weltweihewesen auf den Kopf zu stellen.

Denn Bayreuth ist schön und gut: heiße Sommer, harte Stühle, lange Musik. 3-D aber ist besser: kühle Kinos, weiche Sessel, kürzere Musik – und dafür Brünnhilde bei „Starke Scheite“ in den Ausschnitt geblickt oder Wotans Plomben gezählt. Näher, immer näher, Wagner, zu dir! Das Beste freilich kommt zum Schluss, und da bleibt zu hoffen, dass die Technik bis 2013 keine großen Sprünge macht. Schnelle Bewegungen sind bekanntlich der Feind jeden 3-D-Geschehens, das sieht einfach (noch) nicht aus. Für den Bühnennovizen Wim W. kann das nur eins bedeuten: Alle Mann an die Rampe und stillgestanden! Auf dass aus vier ollen Opern ein toller Film werde. Höchst wahrscheinlich, äh, vielleicht.

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