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Fifa-Chef Blatter: Abendland gegen Byzanz

Wer gedacht hatte, dass es peinlicher nicht mehr kommen kann, lag falsch. Nach der skandalösen WM-Vergabe macht Joseph S. Blatter auf Wohltäter.

Von Markus Hesselmann

Die Interviewtour, auf die sich der selbstgefällige Fifa-Chef jetzt begeben hat, toppt in ihrer Scheinheiligkeit noch den pathetischen Irrsinn, mit dem knapp zwei Dutzend Großkopferte des Fußballweltverbands Russland und Katar als WM-Gastgeber 2018 und 2022 inthronisiert haben.

Im Gespräch mit „Weltwoche“ und der Deutschen Presse-Agentur deutet Blatter seine Kungeleien nun zu Wohltaten um: Das „Sozialkulturelle“ bemüht er gegen „nur Kommerz“ – nach der Vergabe an zwei Länder, in denen es sich autoritäre Eliten gut gehen lassen. Wer dies kritisiert, verkörpere „die Arroganz des Abendlandes christlicher Prägung“. Weltmeisterschaften in Russland und Katar passten „genau in die Entwicklungsarbeit des jetzigen Präsidenten und früheren Entwicklungshelfers“, so Blatter ungeniert.

Wenn dies die von höchster Stelle verfügte Verbandspolitik ist, warum dann überhaupt noch ein Bewerbungsverfahren zur Vergabe der Fußball-WM? Es wird Zeit, dass das Abendland gegen diesen Byzantinismus aufbegehrt. Die traditionellen Fußballländer könnten ja zumindest mal drohen mit dem Austritt aus der Fifa und der Gründung eines Gegenverbands. Europa, wir hören nichts!

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