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Kann er von den Flughafen-Querelen am Ende noch profitieren? Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD)

© dpa

Flughafen BER: Warum der Airport eine Chance für Wowereit ist

Ist der neue Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen zu halten? Unmöglich ist das nicht - und wenn es klappt, dann könnte der Regierende Bürgermeister das als großen Erfolg verbuchen.

Klaus Wowereit steht vor der gewagtesten Entscheidung seiner Amtszeit. Am Freitag tagt der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft, deren Vorsitzender Berlins Regierender Bürgermeister ist; es wird um zusätzliche Millionen für den Schallschutz gehen, um klaffende Finanzierungslücken, um den neuen Planungschef – und um den Eröffnungstermin. 17. März 2013, so lautet er bisher, und Wowereit betont, dieser Termin sei nicht politisch gesetzt, sondern folge der Expertenmeinung. Allerdings wühlen sich die Firmen, die mit der schwierigen Technik und unter anderem dem Brandschutz beschäftigt sind, gerade erst durch Berge von Planungsunterlagen. Ihre erste Einschätzung, ob sie es schaffen können, fällt, wie zu hören ist, verhalten optimistisch aus: Unmöglich sei es nicht.

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Allerdings sind sich die Firmen in ihrer Einschätzung uneins, und „nicht unmöglich“ ist ein Status, der genauso gelb klingt wie die Baufortschrittsampel war, kurz bevor der letzte Eröffnungstermin platzte. So spielen die Unternehmen die Verantwortung über die Flughafengesellschaft und den Aufsichtsrat zurück an die Politik.

Für Wowereit ist das ein Dilemma: Es muss ein Termin gesetzt sein – die Fluggesellschaften, die Bahn, die Geschäftsleute brauchen ihn für ihre Planung, die Bauleute als Antrieb. Doch platzt dieser Termin abermals, wird er die Verantwortung dafür kaum noch einmal so nonchalant wie beim letzten Mal abwehren können.

Wowereit muss aufhören zu maulen

Allerdings steckt in dieser Situation für Wowereit auch eine riesige Chance. Denn wenn es jetzt funktioniert, dann waren am Scheitern andere schuld, und er wäre der fürs Gelingen. Dafür müsste er allerdings aufhören, Kritikern nur entgegenzumaulen, am schlimmsten sei es, dass wegen der Flughafenpannen alte Klischees von Berlin neu aufgelegt würden. Das stimmt zwar, das mit den Klischees, aber es geht hier eben mal nicht nur ums Image, sondern vor allem um einen direkten wirtschaftlichen Schaden mit enormen finanziellen Folgen. Wenn man addiert, was da zusammenkommt an offenen und versteckten Kosten, dann könnte der Flughafen für Wowereit das werden, was für Diepgen die Bankgesellschaft war.

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Um endlich der fürs Gelingen dieses verkorksten und vertricksten Flughafens zu werden, müsste Wowereit aber auch den Symboliker für sich entdecken. Hans-Jochen Vogel hat Berlin nicht besser regiert, weil er im Rathaus auf einem Feldbett schlief – aber es hat Eindruck gemacht und Einsatz signalisiert. Matthias Platzeck hat die Flut nicht aufgehalten, weil er auf den Deichen Stellung bezog – aber die Bilder davon haben ihn politisch nach oben gespült. Wowereits Rathaus steht jetzt in Schönefeld, bei Platzeck im Garten.

Die Sorgen der beiden sind dabei durchaus verschieden. Für Berlin ist der Termin wichtiger als das Geld, für Brandenburg ist es andersherum. Auf dem Land leben diejenigen, die unter dem Lärm zu leiden haben, in der Stadt diejenigen, die davon profitieren. Vom 17. März an? Unmöglich ist das nicht.

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