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Meinung: Flughafen Schönefeld: Kämpfende Anwohner, arrogante Planer

Buhrufe, Pfiffe und Tumulte, ein niedergebrüllter Anhörungsleiter - die gestrigen Proteste sind ein Vorgeschmack auf das, was beim Anhörungsverfahren für den Bau des Großflughafens noch zu erwarten ist. Eingeplant sind 60 Tage für das größte Anhörungsverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik - wenn das mal reichen wird.

Buhrufe, Pfiffe und Tumulte, ein niedergebrüllter Anhörungsleiter - die gestrigen Proteste sind ein Vorgeschmack auf das, was beim Anhörungsverfahren für den Bau des Großflughafens noch zu erwarten ist. Eingeplant sind 60 Tage für das größte Anhörungsverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik - wenn das mal reichen wird.

Mehr als 67 000 Menschen haben 130 000 Einwendungen vorgebracht. Sie alle müssen angehört werden. Für die Anwohner ist das Verfahren die letzte Chance, die Planungen für das Mammut-Projekt am Rande Berlins zu beeinflussen. Oder ganz zu stoppen. Sie fühlen sich wie David gegen Goliath: Sie wollen nicht überrollt werden von den Plänen der Politik und der Großkonzerne, wollen nicht aus ihren Häusern vertrieben werden, nicht unter dem Lärmteppich leiden.

Nach dem Zeitplan soll 2003 mit dem Bau des acht Milliarden Mark teuren Flughafens begonnen werden. Falls bis dahin das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist. Die Kritiker werden in den kommenden Wochen jede Gelegenheit nutzen, um Fehler im bisherigen Verfahren aufzudecken oder Argumente für eine Anfechtung zu sammeln. Nach dem Ende der Anhörung folgt eine Welle von Klagen, das ist gewiss. Dass 2007 tatsächlich der erste Jet vom neuen Airport abhebt, wie es Landespolitiker trotzig verkünden, ist längst nicht ausgemacht.

Die Kritiker des Flughafens haben durchaus gute Argumente auf ihrer Seite. Die Flughafenplaner haben beispielsweise veraltete Lärmschutz-Richtlinien verwendet, der für einen wirtschaftlichen Erfolg notwendige 24-Stunden-Betrieb ist ungeklärt, Gefahrenschwerpunkte wie unterirdische Gasleitungen sind kaum berücksichtigt.

Nicht das demokratische Beteiligungsverfahren ist schuld, wenn es knapp wird mit der Zeit. Das hat die Politik sich selbst zuzuschreiben. Nur bei den betroffenen Bürgern und der Bürgerinitative wird noch bezweifelt, dass der neue Flughafen sinnvoll und überfällig ist. Denn Schönefeld schafft Arbeitsplätze im stadtnahen Raum und außerdem können dafür die innerstädtischen Flughafen Tegel und Tempelhof geschlossen werden. Aber fertig zum Abheben ist die Planung nicht. Nach jahrelangem Gerangel um den Standort folgte ein dilettantisches Privatisierungsverfahren der Flughafen-Holding und eine gerichtliche Auseindersetzung der konkurrierenden Bauunternehmen. Und wie der Airport einmal aussehen wird, ist trotz einer aktuellen Einigung der beiden Unternehmen Hochtief und IVG auf ein gemeinsames Baukonzept immer noch nicht klar. Offene Fragen gibt es bei der Finanzierung und beim Betreiberkonzept und eventuellen Benutzergebühren. Wer wollte den Kritikern deshalb ihr Misstrauen verdenken. Sie müssen schließlich mit dem Großflughafen leben - oder unter ihm leiden.

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