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Meinung: „Frauen regier’n die Welt“

Die Finnen, jahrelang bekannt dafür, beim Sangeswettbewerb „Eurovision Song Contest“, der früher Grand Prix hieß, grundsätzlich die hintersten Ränge zu belegen, die Finnen also haben ihn schon auf eine Briefmarke gedruckt. Das hat Roger Cicero imponiert.

Die Finnen, jahrelang bekannt dafür, beim Sangeswettbewerb „Eurovision Song Contest“, der früher Grand Prix hieß, grundsätzlich die hintersten Ränge zu belegen, die Finnen also haben ihn schon auf eine Briefmarke gedruckt. Das hat Roger Cicero imponiert. Er orderte gleich einen ganzen Stapel davon.

In Deutschland ist ihm diese Ehre noch nicht zuteilgeworden, obwohl er doch am Sonnabend Deutschland vertreten wird beim ersten Grand Prix, den Finnland, der Ausnahmesieger des Vorjahres, ausrichten darf. Statt ihn aber auf Briefe zu kleben, verpasste ihm die Redaktion der Frauenzeitschrift „Emma“ den Titel „Pascha des Monats“; sein Lied „Frauen regier’n die Welt“ sei nichts weiter als Etikettenschwindel.

Die Damen von „Emma“ sollten auf NDR-Moderator Peter Urban hören. Der erklärte jüngst im Gespräch mit dem Tagesspiegel, man dürfe einen Grundfehler nicht begehen und deutsche Liedtexte beim Grand Prix ernst nehmen. Das galt vor 25 Jahren für Nicoles „Ein bisschen Frieden“ (dem einzigen deutschen Sieg) und gilt auch für Roger Cicero.

Haben die Damen ernsthaft erwartet, dass ein Sänger im Dandy- Outfit mit einer Hutkreation von Fiona Bennett ausgestattet, in der Swing-Tradition eines Frank Sinatra von der Befreiung der Frau aus dem patriarchalischen Joch kündet? Dies ist kein Song für das Krippenplätzeprogramm der Familienministerin. Es ist einer für das wohlige Bauchgefühl bei Frauen wie Männern in ganz Europa. Die sollen schließlich am Sonnabend abstimmen, wer den Bardenwettstreit für sich entscheidet.

Die Chancen des 36 Jahre alten Berliners werden unterschiedlich bewertet. Eine britische Jury aus ehemaligen Teilnehmern setzt ihn auf Platz eins, ein selbsternannter Fachmann, ebenfalls aus dem Königreich, auf den letzten Platz. Eins wird Cicero jedenfalls nicht passieren: der Abstieg. Als Nettozahler wird Deutschland, neben Frankreich, Großbritannien und Spanien auch 2008 in der Finalrunde sein – egal, wie Cicero, Sohn des erfolgreichen Jazzmusikers Eugen Cicero, abschneidet.

Er wird also weich fallen, auch wenn Verlierern hierzulande viel Hohn sicher ist. Cicero, dessen Album „Männersachen“ sich hunderttausende Male verkaufte, der Platin und den Musikpreis „Echo“ erhielt, wird seinen Weg machen. Im Sommer tritt er beim Gendarmenmarkt-Open-Air auf. Trotz, oder gerade wegen der Adelung durch „Emma“.

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