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Fußball macht Pause: Neue Gesichter mit ungestümen Füßen

Eine neue deutsche Welle schwappt durch die Stadien, auf die sich die nach Tricks und Toren gierenden Augen der Fans richten. Immer neue Gesichter rücken nach vorn, die zu großen Hoffnungen Anlass geben.

Was macht eigentlich Michael Ballack? Der beste deutsche Fußballer des vergangenen Jahrzehnts versucht wieder fit zu werden und tut sich selbst ein bisschen leid. Die Saison, die im Sommerwinter von Südafrika ihren Höhepunkt erlebte und nun im deutschen Schneewinter in eine kurze Pause geht, feiert ihre glanzvollen Momente längst ohne ihn. In der Bundesliga und der Nationalmannschaft hat der deutsche Fußball bereits andere Helden.

Eine neue deutsche Welle schwappt durch die Stadien, auf die sich die nach Tricks und Toren gierenden Augen der Fans richten. Auf den auch bei Frost ausverkauften Bühnen der Bundesliga ist Borussia Dortmund trotz der letzten Niederlage an der Spitze enteilt – mit einer Generation von Spielern aus der Tiefe der eigenen Stadt. Diese Namen sollte man sich merken: Mario Götze, ein 18-Jähriger, der wie selbstverständlich schon das Nationaltrikot überstreift. Kevin Großkreutz, ein 22-Jähriger, der wie selbstverständlich noch bei seinen Eltern wohnt. Mats Hummels, auch erst 22, der wie selbstverständlich von den Bayern aus seiner Heimatstadt München umworben wird. Jungs, die ihre Entsprechungen in anderen Vereinen finden (in Mainz, in München, in Leverkusen). Spieler, die in der Bundesliga bleiben wollen, um mit ihren Vereinen in Europa Pokale zu holen und dann womöglich bei der Europameisterschaft 2012 oder der Weltmeisterschaft 2014.

Für diese Jungs wird es aber dennoch nicht leicht, an den neuen Nationalikonen vorbeizuziehen, die in diesem Sommer den Fußballplaneten begeisterten. Mesut Özil, der inzwischen Spanien um den Verstand dribbelt, ist eine tragende Säule des deutschen Spiels. Ebenso Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger sowieso. Oder Torwart Manuel Neuer. Spielmacher Toni Kroos. Und Thomas Müller, der Himmelsstürmer ist auch erst 21.

Ganz schön viele Namen. Doch wenn etwas prägend für diese Fußballsaison ist, dann genau das: Immer neue Gesichter rücken nach vorn, die zu großen Hoffnungen Anlass geben. Die meisten von ihnen haben ihre Verträge in der Bundesliga verlängert, andere wie Özil oder Sami Khedira wagen trotz ihrer Jugend den Schritt zum Weltklub Real Madrid. So viel Selbstvertrauen war lange nicht.

Oberster Hüter dieses Zutrauens ist Joachim Löw. Er hat den deutschen Spielstil so nachhaltig verändert, wie es eigentlich sein Vorgänger Jürgen Klinsmann vorhatte. Mit taktischer Feinarbeit und trainingswissenschaftlichem Fleiß hat er Hoffnungsträgern den Erfolg ermöglicht, den sie jetzt ausleben. Damit prägt der Bundestrainer die Bundesliga. Es sind nicht nur die Spieler, die in den Nachwuchszentren der Klubs ausgebildet werden. Es sind auch die Trainer, die aus diesen Typen Mannschaften formen. Jürgen Klopp in Dortmund und Thomas Tuchel in Mainz sind schon kleine Löws.

Viele Jahre war der FC Bayern wie selbstverständlich stilbildend für das Spiel im Lande. Inzwischen ist es die Nationalelf; am Sonntag wurde sie zur Mannschaft des Jahres gekürt. Solange Löw Chef des Teams ist und nicht von überbordenden Eitelkeiten im Deutschen Fußball-Bund behindert wird, kann der deutsche Fußball weiter von oben reformiert werden. Die neuen deutschen Fußballer spielen mit pochendem Herzen, klarem Verstand und ungestümen Füßen. Jetzt können die Fans erst mal durchatmen. Die Bescherung gibt’s vielleicht schon in ein paar Jahren.

Bis dahin können die Frauen den WM-Titel holen. Im Sommer schon. In Deutschland.

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