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Gabrielle Giffords: Sie versteht Worte, spricht aber nicht

Zwei Wochen nach dem Anschlag auf Gabrielle Giffords weiß man immer noch nicht, ob sie je wieder laufen und sprechen können wird. Jeder Hoffnungsschimmer wird flugs zum "Wunder erklärt".

Wird sie je wieder in die Politik zurückkehren? Wird sie überhaupt laufen und sprechen können? Auch zwei Wochen nach dem Attentat auf Gabrielle Giffords nehmen die Spekulationen über ihre Zukunft breiten Raum in Fernsehen und Zeitungen ein. Nach dem Schock über das Blutbad absolviert die Nation einen Chrashkurs in den neuesten Behandlungsmethoden bei Gehirnverletzungen. Experten erklären an Schädelmodellen den mutmaßlichen Schusskanal und die Aufgabenverteilung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte.

Zwei Wochen nach ihrer schweren Kopfverletzung ist Gabby, wie alle sie nennen, vom Krankenhaus in Tucson, Arizona, in eine Reha-Klinik in Houston, Texas, verlegt worden – in die Nähe des Raumfahrtzentrums, wo ihr Mann, der Astronaut Mark Kelly, für seine nächste Mission im All trainiert.

Giffords Fall widerlegt die Regel, dass nur „bad news“ interessieren. Jeder Hoffnungsschimmer wird berichtet und flugs zum „Wunder“ erklärt: als sie erstmals die Hand ihres Mannes drückte, als sie die Augen öffnete, als sie, wenn auch mit Hilfe, aufstand und ans Fenster trat. Hinweise auf mögliche bleibende Schäden werden öffentlich kaum diskutiert. Man kann es allenfalls ableiten aus dem, was ungesagt bleibt. Sie kann Worte verstehen und auf Kommandos mit Bewegungen reagieren, sagen die Ärzte.

Aber gesprochen hat sie offenbar bisher kein Wort, auch wenn sie nicht intubiert war. Ihr linkes Bein konnte, als sie aufstand, das Körpergewicht tragen. Ihr rechtes Bein offenbar nicht. Sie hat jetzt „harte Arbeit vor sich“, vermeldet die Leitung der Reha-Klinik. Es klingt nach einer monatelangen Sprach- und Bewegungstherapie.

Der Attentäter, Jared L., hat an diesem Montag seinen nächsten Gerichtstermin. Weitere Anklagepunkte werden verlesen. Bei den politischen Auswirkungen gab es eine neue Wendung. In den Umfragen ist die Zustimmung zu Präsident Barack Obama nach seiner Rede bei der Trauerfeier stark angestiegen, von rund 45 auf über 50 Prozent. Sarah Palin hat dagegen einen dramatischen Absturz zu verkraften. Nur noch zwischen 19 und 28 Prozent sehen sie positiv, mehr als 50 Prozent negativ. Das war nicht selbstverständlich, denn parallel hat die überwältigende Mehrheit der Bürger den anfänglichen Vorwurf zurückgewiesen, Palin trage eine Mitschuld an dem Attentat, weil sie im Wahlkampf eine aggressive Sprache gegen Demokraten benutzt hatte. Christoph von Marschall

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