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Meinung: Ganz unten

Von Gerd Nowakowski

Knapper geht’s kaum: 112 Stimmen erhielt der neue CDU-Landesvorsitzende Ulrich Junghanns; sein unterlegener Konkurrent Sven Petke sammelte 110 Unterstützer. Klare Richtungsentscheidungen sehen anders aus. Und Siege allemal. Das gilt auch für den Ex-Vorsitzenden Jörg Schönbohm, der sich hinter Junghanns stellte. Die Schlacht um seine Nachfolge hat die Brandenburger Union zerrissen und sie politisch nahezu handlungsunfähig gemacht. Kein Winkelzug, keine Intrige war zu schäbig beim Kampf zwischen Petke und Junghanns. Jetzt ist die CDU wieder dort, wo sie war, bevor Jörg Schönbohm die zerstrittene Truppe einte und zur Regierungspartei formte: ganz unten. Zur Demontage seiner Landespartei hat Schönbohm selbst beigetragen durch seinen ungeschickt eingefädelten Rückzug. Aber als gewiefter Taktiker ist er selten aufgefallen, sondern hat sich des öfteren mit markigen Worten verrannt.

Das knappe Wahlergebnis und die Niederlage von Junghanns bei der Wahl seines Kandidaten für das Amt des Generalsekretärs sprechen dagegen, dass nun ein versöhnlicher Neuanfang möglich ist, in der schwärende Verletzungen heilen können und wieder vereint wird, was zerrissen ist. In dieser Rolle könnte der als Wirtschaftsminister erfolgreiche, aber hölzern agierende Junghanns überfordert sein.

Neues Vertrauen schaffen, wo Misstrauen herrscht, gemeinsame Programmatik entwickeln, wo hämisches Gegeneinander vorherrscht – dazu braucht es aber auch den unterlegenen Konkurrenten. Sven Petke und seine Anhänger haben nicht erkennen lassen, dass sie dazu bereit sind. Dabei braucht die programmschwache Brandenburger Union dringend etwa das von Petke angestoßene Nachdenken über eine moderne Familienpolitik. Sonst hätte Junghanns zwar gewonnen, Brandenburgs CDU aber verloren.

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