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Meinung: „Geld verdienen ist alles“

Für die einen ist der 33 Jahre alte Gründer und Präsident der Internetfirma Livedoor ein Held, der gegen die Tabus der japanischen Geschäftswelt zu Felde zieht. Für die anderen ist Takafumi Horie ein mediensüchtiger Emporkömmling.

Für die einen ist der 33 Jahre alte Gründer und Präsident der Internetfirma Livedoor ein Held, der gegen die Tabus der japanischen Geschäftswelt zu Felde zieht. Für die anderen ist Takafumi Horie ein mediensüchtiger Emporkömmling. Auf jeden Fall ist der pausbäckige Hobbykoch mit dem Igelhaarschnitt zu einer Symbolfigur in Japan geworden – für die Internetwelt und eine jüngere Generation, die ihre eigenen Wege geht. Am Montag wurde die Symbolfigur wegen Verdachts auf Kursmanipulationen festgenommen. Eine Razzia bei Livedoor hatte vergangene Woche die Tokioter Börse einbrechen lassen.

Horie macht sich nichts aus Konventionen. Sein Literaturstudium an der renommierten Tokio-Universität schmiss er, obwohl in Japan die Aufnahme an eine Elite-Uni als höchste Karrierehürde gilt. Er gründet bereits mit 23 Jahren eine Internetfirma, die er 2004 in Livedoor umbenennt. Horie pokert gerne hoch: 2004 versuchte er, ein großes Baseballteam zu kaufen, 2005den nationalen Radiosender Nippon Broadcasting in einer feindlichen Übernahme zu schlucken. Im Herbst hatte er sich auf Bitten von Ministerpräsident Koizumi für die Unterhauswahlen aufstellen lassen. Mit allen drei medienträchtigen Versuchen scheiterte er zwar, aber seine Bekanntheit wuchs immer weiter. Nebenbei wuchs auch sein Unternehmen kräftig, insgesamt hat Horie 20 Unternehmen übernommen und den Umsatz in fünf Jahren um das Dreizehnfache auf umgerechnet knapp 540 Millionen Euro gesteigert.

Gesetzeslücken wie den Kauf eines großen Aktienpakets im nachbörslichen Handel nutzt er bei seinen Transaktionen bewusst aus. Dann sollen die Regeln eben klarer formuliert werden, lautete sein Kommentar. Zu den Vorwürfen der Kursmanipulation und der Bilanzfälschung hat er sich bisher nicht geäußert. In seinem Weblog beschreibt der Ferrarifahrer dafür, wie er den Ermittlern seinen privaten Laptop übergeben musste: „Mir sind die Tränen gekommen.“ Den Plan, eine eigene CD mit Popsongs herauszubringen, habe er erst einmal verschoben.

Der Fall Horie fasziniert die Japaner – Fans und Feinde. Hories PR-Freude kommt wie ein Bumerang zurück: Die Durchsuchung der Livedoor-Firmenzentrale war auf allen Fernsehkanälen zu sehen. Denn der Livedoor-Skandal und die Verhaftung Hories schlagen weitaus größere Wellen als der Bilanzskandal um das Eisenbahnunternehmen Seibu Railway im vergangenen Jahr.

Nicole Bastian

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