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Meinung: Genossen gegen den TrendPersson gewann in Schweden, weil er mutig reformierte

Von Sven Lemkemeyer Gerhard Schröder würde der Aufforderung seines schwedischen Kollegen Göran Persson wohl nur zu gerne nachkommen: „Nächste Woche können uns unsere deutschen Genossen folgen“, sagte der alte und neue Regierungschef nach dem überraschend deutlichen Wahlsieg der schwedischen Sozialdemokraten. Der strahlende Persson also ein Vorbild für Schröder?

Von Sven Lemkemeyer

Gerhard Schröder würde der Aufforderung seines schwedischen Kollegen Göran Persson wohl nur zu gerne nachkommen: „Nächste Woche können uns unsere deutschen Genossen folgen“, sagte der alte und neue Regierungschef nach dem überraschend deutlichen Wahlsieg der schwedischen Sozialdemokraten. Der strahlende Persson also ein Vorbild für Schröder?

Dem ehemaligen Finanzminister fehlte – ebenso wie Schröder bis zur relativ späten Ernennung Edmund Stoibers als Kanzlerkandidat – ein echter Gegner. Der konservative Parteichef Bo Lundgren schnitt bei den persönlichen Umfragewerten ähnlich schlecht ab wie Stoiber. Lundgren sei ein Langweiler, der nur Zahlen im Kopf habe, so die einhellige Meinung. Als der Regierungschef aber versuchte, mit seiner Partei im Schongang die nächste Regierungsbildung anzusteuern, verlor er in den Umfragen Woche um Woche. Doch im Gegensatz zu Schröder brauchte Persson weder Flut noch den Irak, um den konservativen Trend in Europa zu brechen. Vor allem in der Schlussphase des Wahlkampfes präsentierte sich Persson wieder als streitbarer Ideologe, sprach sich gegen die von Lundgren geforderten Steuersenkungen und für Investitionen in das von vielen Schweden bemängelte Gesundheits- und Pflegesystem aus.

Bereits bei seinem Amtsantritt 1996 verordnete Persson dem Wohlfahrtsstaat einen strikten Sparkurs. Einschnitte beim Arbeitslosengeld oder die Einführung eines Karenztages im Krankheitsfall machten ihn zunächst nicht gerade beliebt. Persson baute den öffentlichen Sektor aus und integrierte mehr Jugendliche in den Arbeitsmarkt. Dazu gesellte sich Glück. Der weltweite Boom in der Technologie-Branche ließ Schweden zu einem IT-Zentrum werden und stieß den stockenden Motor der Wirtschaft ebenso an wie die schwache Krone, die die Exportindustrie begünstigte. Das Resultat heute: Die Arbeitslosigkeit ging von acht auf vier Prozent zurück, der anhaltende Wirtschaftsaufschwung stopfte nicht nur riesige Löcher im Staatshaushalt, sondern bescherte dem Land einen leichten Überschuss. Auch die Bürger haben mehr Geld in der Tasche – die Einkommen stiegen um vier Prozent. Am Sonntag erntete Persson die Früchte seiner Arbeit.

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