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George W. Bush.

© Reuters

George W. Bush: "Ich habe ein Buch geschrieben – Sie nicht"

George W. Bush ist plötzlich wieder obenauf. In einer Gallup-Umfrage kommt Bush auf 47 Prozent Zustimmung, Obama auf 46 Prozent - und als Buchautor schlägt er Bill Clinton.

Es ist ein beeindruckendes Comeback – für einen, der so weit unten war. Als George W. Bush vor zwei Jahren das Weiße Haus verließ, befanden nur noch 22 Prozent der Amerikaner seine Amtsführung für gut. Nie zuvor war ein Präsident mit einer so niedrigen Zustimmungsrate verabschiedet worden. Seine Vorgänger Ronald Reagan und Bill Clinton hatten schmerzliche Tiefpunkte in ihrer Regierungszeit verarbeiten müssen, schafften die Wende aber im Amt und genossen 68 Prozent Zustimmung, als sie ausschieden.

Bush musste lange warten, bis sein Wahlvolk ihn gnädiger sah. Doch nun ist er plötzlich wieder obenauf, zumal im Vergleich mit seinem Nachfolger Barack Obama, den 2008 die Welle der Bush-Empörung ins Weiße Haus getragen hatte. In einer Gallup-Umfrage kam Bush auf 47 Prozent Zustimmung, Obama auf 46 Prozent. Die düstere ökonomische Gegenwart trägt dazu bei, dass sich Bushs Bild im Rückblick verklärt. Ganz vergessen haben die Amerikaner freilich nicht, welche Ideologie sie in die Wirtschaftskrise geführt hat. 51 Prozent sehen ihn heute negativ; bei Obama sind es 47 Prozent.

Besonders eindrucksvoll fällt die Absolution auf dem Buchmarkt aus. Rund 2,5 Millionen Mal haben sich nach Verlagsangaben Bushs Memoiren „Decision Points“ in den zwei Monaten seit der Publikation verkauft. Damit schlägt er Bill Clinton, der in den sechseinhalb Jahren seit 2004 2,2 Millionen Exemplare seiner Erinnerungen „My Life“ abgesetzt hat. Bemerkenswert ist, mit welcher Medienstrategie Bush Erfolg hat. Er drängt nicht nach billigen Schlagzeilen, und doch hält sich sein Titel auf den obersten drei Plätzen der Bestsellerlisten. Nicht ein einziges Mal hat er seit dem Ausscheiden aus dem Amt Obama kritisiert – ein krasser Kontrast zur Republikanerin Sarah Palin, die das Interesse an ihrem Buch mit scharfen Angriffen zu schüren versucht, aber auf Platz 165 zurückgefallen ist.

Bush ist ein charmanter Verkäufer seiner selbst und nutzt die neuen Medien. Kürzlich besuchte er das Hauptquartier von Facebook in Kalifornien – tiefstes demokratisches Revier –, ließ sich eine Stunde vor großem Publikum von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg interviewen und zeigte Selbstironie. Auch wenn es seine Gegner überrasche, „ich kann schreiben und lesen“. Anders als Zuckerberg habe er sein Studium abgeschlossen. „Und ich habe ein Buch geschrieben – Sie nicht“, scherzte er und erntete fröhliches Gelächter.

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