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Gerhard Zeiler.

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Gerhard Zeiler: „Wandel ist gut und manchmal sogar notwendig“

Der Chef der RTL-Group hört überraschend auf - und macht woanders weiter: Gerhard Zeiler heuert beim amerikanischen Fernsehkonzern Turner Broadcasting an. Ein Porträt.

Wenn das keine Überraschung ist: Der scheidende RTL-Group-Chef Gerhard Zeiler heuert beim US-Fernsehkonzern Turner Broadcasting an. Der 56-Jährige übernehme die Verantwortung für die TV-Sender und die anderen Geschäfte von Turner außerhalb von Nordamerika, teilte die Tochter des US-Medienunternehmens Time Warner in der Nacht zum Mittwoch mit. Zeiler ist damit für TV-Stationen wie CNN oder Cartoon Network zuständig, deren Programme Turner rund um den Globus ausstrahlt. Das ist sicher ein beachtlicher Einfluss, hat aber noch Luft nach oben, wenn man diesen Job mit Zeilers Posten bei Europas größtem privaten Fernsehkonzern vergleicht. Oder auch mit dem des ORF-Intendanten. Damit war der gebürtige Österreicher in den vergangen Monaten immer wieder in Verbindung gebracht worden, wenn von seiner Zeit nach RTL die Rede war.

Beim ORF stieg Zeiler 1986 nach einem Studium der Psychologie und Soziologie und drei Jahren als Pressesprecher des Kanzlers Sinowatz ins Mediengeschäft ein. Es folgte ein erstes kurzes Intermezzo bei RTL. 1994 wurde Zeiler als Generalintendant Chef des ORF. Er leitete eine strukturelle Reorganisation des Unternehmens ein und reformierte das Programm. Es sollte so positioniert werden, dass es der zunehmenden Konkurrenz durch private Anbieter und deutsche Sender standhalten könnte. Immerhin, die Marktanteile konnten gesteigert werden. Enerviert von der Umklammerung des öffentlich-rechtlichen Senders durch die Politik bewarb sich Zeiler aber nach Ablauf der Geschäftsführungsperiode nicht erneut um die Funktion.

Ein zweites Regnum in Wien mitsamt der politischen Machtspiele hat Zeiler offenbar (noch) nicht gelockt. Das internationale Geschäft soll es nun sein. Time Warner kann sich freuen auf den Medienmanager, der Mitte April bei der RTL Group nach neun Jahren ein gut bestelltes Feld an die Nachfolger Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch übergibt. Zeiler geht, so teilte das Unternehmen mit, auf eigenen Wunsch. Er hat den TV-Konzern zur Ertragsperle des Mutterkonzerns aus Gütersloh gemacht, auch wenn sich, wie er selbst zugibt, „nicht alles so entwickelt hat wie geplant“. In einem Schreiben an die Mitarbeiter erklärt Zeiler seinen zu diesem Zeitpunkt nicht erwarteten Schritt: „Wandel ist gut und manchmal sogar notwendig, das zählt zu meinen größten persönlichen Überzeugungen.“

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