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German Gref, Vorstand Sberbank: „Ich bringe einem Elefanten das Tanzen bei“

Der Vorstandschef der russischen Sberbank, German Gref, muss sich um den größten Geldverleihers Osteuropas kümmern. Ein Porträt des Mannes, der neuerdings auch mit Opel tanzt.

Als er im Herbst 2007 zum Vorstandschef der russischen Sberbank gewählt wurde, sagte German Gref: „Ich bringe einem Elefanten das Tanzen bei.“ Grefs Vergleich mit dem Dickhäuter ist nicht abwegig. Mit einem Börsenwert von 90 Milliarden Dollar, 19 000 Filialen und 225 000 Beschäftigten, die 250 Millionen Privat- und mehr als eine Million Geschäftskunden betreuen, ist die Sberbank der größte Geldverleiher Osteuropas – manche sagen auch, sie sei ein kaum zu steuernder Koloss. Zu den Tanzpartnern der Sberbank gehört seit dem Wochenende auch Opel.

Damit die Bank zusammen mit Magna die Mehrheit an dem Autobauer übernehmen kann, muss sie eine neue Kreditlinie von drei Milliarden Euro eröffnen. Vorstandschef Gref soll sich dazu bereits die Genehmigung von Premierminister Wladimir Putin geholt haben. Denn als Mehrheitsaktionär hat der russische Staat bei dem Geldinstitut das Sagen.

Gref und Putin kennen sich gut. Der deutschstämmige Bankchef war von 2000 bis 2007 russischer Wirtschaftsminister. Zuvor war er Mitglied von Putins Wahlkampfstab und dort federführend an der Erarbeitung eines Wirtschaftsprogramms für den Kremlchef beteiligt. Von ihm stammt die Idee, die Erlöse aus Energieexporten in Stabilisierungsfonds für schlechte Zeiten zu parken.

Gref, der fließend Deutsch spricht und eigentlich Hermann Gräf heißt, wurde 1964 als Sohn russlanddeutscher Eltern in deren Verbannungsort in Kasachstan geboren. Seine Karriere begann in St. Petersburg, wo er 1991 in Jura promovierte, nachdem er einige Semester in Frankfurt am Main studiert hatte. Sein Doktorvater war Anatoli Sobtschak, damals bereits Bürgermeister von St. Petersburg und einer der führenden Reformer im postsowjetischen Russland.

Über Sobtschak lernte Gref Wladimir Putin kennen. Während Putins erstem Wahlkampf wurde er sogar als künftiger russischer Premier gehandelt. Sein Verhältnis zu Putin kühlte allerdings schnell ab. Denn dieser hat für Visionen, so es nicht seine eigenen sind, nichts übrig. Gref aber hatte welche und noch dazu liberale: Zum Beispiel stellte er sich gegen die Regierung, als der Erdölkonzern Jukos zerschlagen wurde, weil er davon negative Auswirkungen auf das Investitionsklima befürchtete. Und er zog als Minister gegen Handelshemmnisse zu Felde, mit denen Russland sich bis heute den Weg in die WTO, die Welthandelsorganisation, verbaut. Elke Windisch

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