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Meinung: Gesetz des Gewissens

Der Grundsatz ist richtig. Man misstraue edlen Motiven so lange, wie sich banale finden lassen.

Der Grundsatz ist richtig. Man misstraue edlen Motiven so lange, wie sich banale finden lassen. Das kennzeichnet den kritischen Geist. Und für den ist es ein Leichtes, die dramatischen Entwicklungen rund um das Schicksal von Terri Schiavo, die seit 15 Jahren im Wachkoma liegt, als bloßes heuchlerisches PolitSpektakel abzutun. Da gibt es nächtliche Sondersitzungen des Kongresses, der schon in den Osterferien war. Da gibt es Amtsanmaßungen von Politikern, die ein rechtsgültiges Urteil, das durch alle Instanzen gegangen war, per Gesetz einfach kippen wollen. Da gibt es Konservative, die um die Religiösen buhlen. Und es gibt einen US-Präsidenten, der noch als Gouverneur von Texas jedes Todesurteil unterschrieb, aber nun seinen Urlaub abbricht, um früh morgens ein Sondergesetz unterzeichnen zu können. Sind solche Heiligen nicht alle scheinheilig? Nein. Nur moralische Gefühlskrüppel lässt der Fall Schiavo kalt. Hier soll ein Mensch langsam verhungern, der weder sterbenskrank ist, noch eine Patientenverfügung hinterlassen hat. Das mag im Einklang mit den Gesetzen von Florida sein. Doch dann sind diese Gesetze falsch. Es ehrt die handelnden Personen, dass sie nicht nur achselzuckend Trübsal geblasen haben. Waren sie anmaßend? Ja, zum Glück. Haben sie ihre Kompetenzen überschritten? Wahrscheinlich auch, soll sein. War politisches Kalkül im Spiel? Vielleicht, na und? Ihr Gewissen hat sich gemeldet. Allein das zählt. mal

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