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Gewalt an Berliner Schulen: Neue Ausschläge

Der alljährliche Gewaltbericht der Schulverwaltung ist höchst alarmierend. Dem Bildungssenator fällt dazu lediglich ein, die Zahlen klein zu reden.

Wenn es einen Seismografen für soziale Entmischung, Verrohung, Perspektivlosigkeit und mangelnde Integration gibt, dann ist es der alljährliche Gewaltbericht der Schulverwaltung. Was er zeigt, ist höchst alarmierend: Die Anzahl der Übergriffe steigt weiter an – trotz einer Fülle von Antigewaltprogrammen.

Anstatt sich diesem Dilemma zu stellen, versucht die Bildungssenator die Zahlen kleinzureden, indem er ausrechnet, dass 1735 Gewaltvorfälle doch nur 1,8 pro Schule bedeuten. Was will er uns damit sagen? Dass er dividieren kann? Oder dass alles nur halb so schlimm ist? Beides hilft den Schulen nicht weiter.

Jedes Jahr wollte die Schulverwaltung den immensen Zuwachs bei den Gewaltvorkommen allein mit der gewachsenen „Sensibilisierung“ begründen. Jetzt vermeldet sie mit kaum zu überhörender Erleichterung, dass der Zuwachs nur noch bei zehn Prozent liegt und nicht mehr bei 30 oder gar 70 Prozent. Diese Erleichterung zu teilen, fällt schwer – auch angesichts der Tatsache, dass die Gewalt gegen Lehrer extrem zugenommen hat. Noch vor wenigen Jahren waren sie nur ausnahmsweise betroffen, inzwischen in fast jedem vierten Fall. Diese Tendenz ist nicht neu. Dennoch weigert sich der Senat, die Ausstattung mit Schulpsychologen und Erziehern zu verbessern. Wozu ist ein Seismograf gut, wenn man ihn ignoriert? (sve)

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