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Meinung: Glaubensfrage

„Es gibt nicht gute und schlechte Embryonen“ vom 12. April Volker Kauder lehnt die Präimplantationsdiagnostik (PID) ab und argumentiert von seiner christlichen Position.

„Es gibt nicht gute und schlechte Embryonen“ vom 12. April

Volker Kauder lehnt die Präimplantationsdiagnostik (PID) ab und argumentiert von seiner christlichen Position. Er spricht von der Ebenbildlichkeit des Menschen, der Heiligkeit des Lebens und der Beseeltheit schon des Embryos.

Es ist sein gutes Recht als Christ, diese Position einzunehmen. Er verstößt massiv gegen die Verfassung, einem religiös begründeten Gesetz Allgemeingültigkeit verleihen zu wollen.

Als Nichtchrist habe ich das verfassungsmäßig verbürgte Recht, solche religiösen Begründungen für allgemein gültige Gesetze abzulehnen. Leider sind wir mithilfe vieler Parteienvertreter weiter auf dem Weg zu einem Kirchenstaat. Kein Christ wäre doch gezwungen, sich der liberaleren Auffassung eines Nichtchristen zur PID anzuschließen.

Für einen wahren und überzeugten Christen müsste daher ein Gesetz zur PID überflüssig sein, denn es müsste ihm ja ein gern erfülltes Anliegen sein, Gottes Gebote, wie sie die Kirche für ihn festlegt, zu befolgen.

Dass es dafür staatliche Gesetze geben soll, die auch für den Nichtchristen gelten, der in diesen Glaubensfragen eine ganz andere, ebenso zu achtende Auffassung hat, ist dem überall verdeckt wirkenden kirchlichen Einfluss geschuldet.

Dieser Einfluss manifestiert sich in gesellschaftlichen Strukturen (zum Beispiel in der Rechtsprechung oder im Erziehungswesen), wirkt unbewusst als tradiertes Wertesystem noch in den Köpfen selbst Glaubensferner und zeigt sich zum Beispiel in einem kirchlich-staatlichen Machtdenken, das stets mehr durch Verbieten als durch Vorleben und Überzeugen gekennzeichnet war und ist.

Diese aus dem Glauben folgenden strafbewehrten Verbote lassen erkennen, dass die Kirche einerseits ihrer eigenen Klientel nicht traut, andererseits sich anmaßt, auch allen Nichtgläubigen (in Berlin immerhin ca. 65 Prozent!) auf dem Umweg über staatliche Gesetze ihre Glaubensauffassung aufzuzwingen.

Univ.-Prof. Dr. Uwe Lehnert,

Berlin-Nikolassee

Zu den Argumenten der Gegner der PID fehlt mir jegliches Verständnis.

Da soll der Staat Eltern, die befürchten müssen, ein schwerstbehindertes

Kind zur Welt zu bringen – was sie

aber nicht für verantwortbar halten – verbieten, acht! oder ein paar mehr

Zellen, die sich aus der Befruchtung einer Eizelle im Reagenzglas entwickelt haben, auf derartige genetische

Veränderungen zu untersuchen. Da wird sogar der Begriff der Selektion benutzt, der an die Selektionen an der Rampe von Auschwitz erinnern soll. Allein dies ist schlimm genug und zudem extrem menschenverachtend. Aber was der Argumentation dieser Leute nun wirklich die Krone aufsetzt, ist die Tatsache, dass es nach dem Einsetzen der Zellen in den Uterus der Frau legal ist, ein sich daraus entwickeltes Kind, das womöglich

lebensfähig ist, abzutreiben.

Ich halte es geradezu für pervers, einen Test bei acht Zellen unter Strafe stellen zu wollen, aber das Töten eines

Ungeborenen zu erlauben. Das ist für mich Ausdruck einer schlimmen ideologischen Verblendung!

Bernd Ramm,

Berlin-Mitte

Herr Kauder schreibt zum Thema PID: „Christen begreifen jeden Menschen als ein Geschöpf Gottes. (...) Dementsprechend hat für uns Christen der Schutz des menschlichen Lebens eine überragende Bedeutung.“

Auf Seite 4 lese ich, dass eben jener Herr Kauder – der Christ – der Mann ist, „der vor einem halben Jahr treibende Kraft hinter der Atom-Laufzeitverlängerung war ...“ Ich lerne daraus, dass Herr Kauder ein Mann ohne Überzeugungen und Moral ist, denn bedroht nicht auch die Atomkraft uns „Geschöpfe Gottes“ und die Umwelt gleich mit für sogar Jahrhunderte? Herr Kauder lehnt die PID nur aus zwei Gründen ab: 1. Befriedigung einer gewissen Klientel der eigenen Partei und 2. (der Hauptgrund) es kostet nichts! Hinter der PID steht keine zahlungskräftige Lobby, hinter der Atomkraft schon!

K. Sgarbossa,

Berlin -Frohnau

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