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Grass in Danzig: Verzwiebelt

Günter Grass wird in seiner Geburtsstadt Danzig gefeiert - doch die Harmonie ist nicht ganz echt.

Es ist eine schöne Nachricht, dass Günter Grass in diesen Tagen in seiner Heimatstadt gefeiert wird. Kurz vor seinem 80. Geburtstag stellt Danzig damit jene Liberalität zur Schau, die viele nach der Wende 1989 in ganz Polen wahrzunehmen glaubten. Doch die Harmonie ist nicht ganz echt. Mitten im Wahlkampf sind die Feierlichkeiten ein gutes Beispiel für die Doppelzüngigkeit der Kaczynski-Partei PiS: statt die Feiern mit Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und dem Nobelpreisträger mit SS-Vergangenheit zum Dialog zu nutzen, blieben die örtlichen PiS-Granden lieber gleich fern, um den anderen Parteien anschließend Kungelei mit den Deutschen vorzuwerfen. Auf ein ähnliches Schauspiel darf sich Angela Merkel am Freitag gefasst machen. Seinen Berlin-Besuch „auf eigenen Wunsch“ wird Präsident Lech Kaczynski kaum zum Dialog nutzen, sondern um sich kurz vor dem für die Reform des EU-Vertrages so entscheidenden Gipfel als Verhinderer zu zeigen. Drei Tage vor dem Urnengang am 21. Oktober findet der für die Reform des EU-Vertrages entscheidende Gipfel in Lissabon statt – ein denkbar ungünstiges Timing, das Brüssel und Berlin zunehmend nervös werden lässt. SB

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