zum Hauptinhalt

Meinung: Greencards auf den Tisch

Da sitzt, besser: kniet er nun im Haus am Ossiacher See und werkelt vor sich hin. Legt Fliesen und schreinert und lässt sich von Bustouristen die Hand schütteln, die eigens seinetwegen einen Umweg fahren.

Da sitzt, besser: kniet er nun im Haus am Ossiacher See und werkelt vor sich hin. Legt Fliesen und schreinert und lässt sich von Bustouristen die Hand schütteln, die eigens seinetwegen einen Umweg fahren. Nur klingeln sollten sie vielleicht mal, findet er, ehe sie einfach vor ihm stehen in seinem Garten. Einen Computer benötigt er für seine Arbeit nicht, eine Greencard auch nicht. Selbst wenn der Ossiacher See in Kärnten liegt, wo Jörg Haider regiert. Aber Walter Riester – richtig, der gewesene Arbeitsminister – weiß schon, warum er zum Handwerk zurückkehrt. Das hat nicht nur goldenen Boden, es ist auch beständig. Die Computerbranche dagegen verändert sich ja ständig, und was gestern noch modern war, ist heute schon wieder von gestern. Gründlich sogar. Deshalb wollte Riester ja auch Ausländer, besonders gerne Inder, als ITSpezialisten nach Deutschland holen. Der erste bekam vor nunmehr drei Jahren seine Greencard. Germany goes USA, gewissermaßen. Aber da fing es schon an: Der erste war nicht einmal Inder, sondern Indonesier. Und nun will er auch nicht mehr bleiben, sondern auswandern – nach Amerika. Dort gebe es weit weniger Probleme mit der dauerhaften Arbeitserlaubnis. Das beste wäre, Riester nimmt den nächsten Bus und fährt nach Deutschland, zum letzten IT-Spezialisten, um zu schauen, ob er ihm helfen kann. Denn der liegt auf den Knien und versucht, seinen Computertisch zu reparieren. Weil ein Handwerker ja so schwierig zu kriegen ist. Wie die Inder. cas

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false