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Griechenland: Eine gute Investition

Und nun? Die Griechen haben gewählt – ein paar Parteien. Aber auch den Euro? Das wissen sie vermutlich selber nicht.

Angeblich will die Mehrheit in der Währungsunion bleiben. Aber wie? Das Spardiktat der Geld- und Garantiengeber aus der Nachbarschaft wird als demütigend und existenzbedrohend empfunden. Doch haben die Griechen selbst Vorschläge gegen die Vorgaben der Troika, um ihr marodes Land in den nächsten 20 Jahren an westeuropäisches Niveau zu führen?

Vielleicht ist auch schon alles zu spät, und es bleibt nur der Austritt. Das müssen die Griechen entscheiden. Der Banker Josef Ackermann schätzt die Folgekosten des Austritts inklusive Staatsbankrott, Zusammenbruch des griechischen Bankensystems und Einstellung des Schuldendienstes auf rund 500 Milliarden Euro, davon 80 Milliarden Euro für Deutschland. Das klingt gar nicht so schlecht: Was sind schon 80 Milliarden, wenn damit der Ärger über die faulen Griechen endlich beendet ist und die Euro-Zone wieder in Ruhe ihren Geschäften nachgehen kann. Schön wär’s.

In Wirklichkeit weiß niemand, auch nicht Josef Ackermann, was der Austritt Griechenlands für Folgen hätte. Ausländische Investoren und inländische Sparer in Spanien und Italien bekämen womöglich einen Drachmenschock und würden ihre Euros aus dem Land und von den Konten holen und auch noch das letzte kleine Wachstum abwürgen. Die Märkte würden sich mit großer Spekulationslust zwei Fragen widmen, die das ganze System untergraben: Wer ist der Nächste? Und überlebt der Euro?

Das war der Wahltag in Griechenland:

Das entscheiden aber besser nicht die Spekulanten, sondern die Politiker. Wenn sie das können. Die Krisenpolitik der vergangenen Jahre hat die Zweifel an den Fähigkeiten der Euro-Retter vergrößert. Und, was womöglich noch schlimmer ist, sie hat sogar Zweifel am Sinn des Euro und der Europäischen Union überhaupt geschürt. Das ist besonders bitter und belastet die Europapolitiker: „Mehr Europa“, wie allerorten als Konsequenz aus der Krise gefordert wird, wollen viele gar nicht. Mehr Europa bedeutet insbesondere für die vergleichsweise reichen Deutschen mehr Ausgaben – für andere. Dann lieber zurück zur D-Mark.

Diese Zuspitzung liegt in der Luft. Auch wegen Angela Merkel. 2010 hat sie viel zu lange mit Hilfen für Griechenland gewartet – aus wahltaktischen Gründen. 2011 hat sie Renommee gewonnen, als Krisenmanagerin, die bedächtig und nervenstark die langen Nächte in Brüssel überstand und die Idee eines Fiskalpakts mit auf den Weg brachte. 2012 ist Merkels Zauderei zu einem Problem geworden. Unter anderem, weil sie es nicht vermocht hat, ihren Landsleuten die Bedeutung des Euro so zu erklären, dass diese auch die Notwendigkeit einer Hilfs- und Aufbaupolitik für Griechenland verstehen und akzeptieren.

Nun bekommt sie Hilfe vom neuen französischen Präsidenten, um endlich eine Doppelstrategie zu entwickeln. Auf der einen Seite Defizite senken und Schulden abbauen, auf der anderen Seite Wachstumsimpulse geben, und zwar so schnell wie möglich. Andere, sinnvolle Punkte lassen sich nicht so schnell realisieren, etwa die Schaffung einer europäischen Bankenunion oder ein Schuldentilgungspakt, ohne den die armen Länder nicht auf die Beine kommen. Und der zur Folge hat, dass die Deutschen mehr Zinsen zahlen als bisher und die Griechen und Spanier weniger. Für Europa und Deutschland, nicht zuletzt unsere Exportindustrie, ist das eine gute Investition.

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