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Meinung: Grobes Handwerk

Nach den Regeln der klassischen Politik hat sich Italiens Ministerpräsident bis auf die Knochen blamiert: Seinen angesehensten Minister hat er zum Entsetzen der europäischen Kollegen zum Teufel gejagt. Der, der sich selbst als "natürlicher Kandidat" empfiehlt, der Neofaschist Fini, wäre als Außenminister nicht nur in Israel nicht gesellschaftsfähig, sondern müsste fürchten, dass auch der ein oder andere italienische Botschafter ihm öffentlich den Händedruck verweigern würde.

Nach den Regeln der klassischen Politik hat sich Italiens Ministerpräsident bis auf die Knochen blamiert: Seinen angesehensten Minister hat er zum Entsetzen der europäischen Kollegen zum Teufel gejagt. Der, der sich selbst als "natürlicher Kandidat" empfiehlt, der Neofaschist Fini, wäre als Außenminister nicht nur in Israel nicht gesellschaftsfähig, sondern müsste fürchten, dass auch der ein oder andere italienische Botschafter ihm öffentlich den Händedruck verweigern würde. Und als ob er kein Fettnäpfchen auslassen wollte, hat Berlusconi erst unter Druck den Plan aufgegeben, zunächst keinen Nachfolger zu berufen, sondern das Außenamt ein halbes Jahr lang selbst aufzumischen. Ein Telegramm, in dem er Italiens Diplomaten in aller Welt aufforderte, sich künftig mehr um den Absatz italienischer Waren zu kümmern als um Diplomatie, sollte am Montag an die Botschaften gehen. Alles ziemlich blamabel, aber eben nur, wenn man es an den Regeln des Handwerks misst. Genau nach denen geht es aber nicht in Berlusconis Italien. Europa bringt keine Stimmen, hat Eugenio Scalfari, einer der angesehensten italienischen Leitartikler, bitter vermerkt. Und deswegen ist Berlusconi die Aufregung der EU-Partner reichlich schnuppe, die ihm schon kaum verhüllt mit Isolation drohen. Es sei denn, der Ärger würde größer: Angeblich hat auch US-Außenminister Powell dem Ex-Kollegen Ruggiero seine Solidarität ausgesprochen. Wenn die bewunderten Amerikaner politische Nachhilfestunden geben, wer weiß, vielleicht wirken sie ja dann.

ade

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