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Großdemonstration in Italien: Circus Maximus

300.000 forderten am Samstag in Rom eine andere Politik. Dennoch: Die Mehrheit der Bevölkerung ist ganz zufrieden mit Premier Berlusconi.

Die 300 000 Italiener, die am Samstag in Roms Circus Maximus ein andere Politik gefordert haben, werden sie so schnell nicht bekommen. Auch wenn man dem Land von Herzen eine Finanzpolitik ohne Bilanztricks wünscht, eine fähige Schulministerin und ein Ende des Rassismus von oben: Die Mehrheit ist ganz zufrieden mit Premier Berlusconi. Schließlich haben Italiens Bürger ihn erst kürzlich an die Regierung gewählt, woran nicht nur ein ungerechtes Wahlsystem schuld war. Schlimmer ist, dass selbst Italiens Chancen auf eine bessere Opposition nun noch kleiner sind. Die beeindruckende Zahl der Demonstranten dürfte den Realitätsverlust des Oppositionschefs Walter Veltroni beschleunigt haben. Der sah sich am Samstag an der Spitze der „ersten großen Massendemonstration der endlich geeinten italienischen Reformbewegung“. Heilige Einfalt! Die Wahl hat Veltronis Kopfgeburt „Demokratische Partei“ eine verheerende Niederlage beschert, einer bewegungsunfähigen Holding, die von mäßig Linken bis zu katholisch-fundamentalistischen Lebensschützern alles bündelt, was nicht Berlusconi ist, dabei aber souverän auf politische Alternativen verzichtet. Jeder wütende Italiener im Circus Maximus war einer zuviel – weil er einer ist, aus dem ein Unpolitischer seine Massenbasis fantasiert. ade

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