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Meinung: Gute Lehre braucht Geld

Warum Berlin Studiengebühren einführen muss

Von Simon Nauertz Eigentlich wollte der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse die Studierenden der Humboldt-Universität bei deren Immatrikulationsfeier im Oktober 2004 mit einem Witz begrüßen. Er trat ans Mikrofon im Audimax, schaute sich um und bemerkte, dass sich seit seiner eigenen Studienzeit dort nichts geändert hatte. Er sprach von den giftgrünen, fürchterlich unbequemen Stühlen und von Lampen, die so alt sind, dass manche sie schon wieder modern finden. Einige lachten, die meisten Anwesenden schwiegen aber bedächtig.

Sie erkannten wohl den Ernst der Situation. Dass seit Thierses Studienzeit in den 60er Jahren nicht mehr renoviert wurde, zeigt, in welch schlimmer Lage sich die Berliner Universitäten befinden. Leider ist die schlechte Ausstattung der Hörsäle nur eines der Übel. Massenvorlesungen, überfüllte Seminare und mangelhafte Betreuung beschreiben den Alltag an Universitäten nur zu gut.

Was tun? In Berlin wird an Universitäten eingespart, statt in die Zukunft zu investieren. Versprechen von Bildungspolitikern, die die Studiensituation verbessern wollen, bleiben oft nur fromme Wünsche. Daher wird jede Studentin und jeder Student in Zukunft für die eigene Ausbildung Studienbeiträge entrichten müssen. Die Studierenden lügen sich selbst in die Tasche, wenn sie sich dagegen sträuben. Das entlässt die Politik nicht aus ihrer Verantwortung. Vielmehr hilft es den Universitäten, die Missstände in der Lehre endlich zu beheben.

Wenn man sich nun die Protestaktionen mancher Studierender ansieht, die gegen die Erhebung von Studienbeiträgen demonstrierten, lernt man eines sofort: Die universitäre Bildung sei ein Grundrecht und muss deshalb wie die Luft, die wir atmen, kostenlos sein. Hingegen lernen wir nicht, warum der Maurer für seine Meisterausbildung tief in die eigene Tasche greifen muss. In der Tat liegt da ein Ungleichgewicht vor.

Studienabsolventen haben bessere Chancen, eine Arbeitsstelle zu finden und werden meist besser entlohnt. Es ist deshalb nur fair, für die eigene Ausbildung einen finanziellen Beitrag von 500 Euro im Semester zu leisten. Dieser Betrag wird nachgelagert finanziert. Das heißt, jeder Studierende bezahlt seine Beiträge erst nach dem Studienabschluss und muss das Geld nicht durch Nebenjobs aufbringen. Während seiner Zeit an der Universität erhält er einen indirekten Kredit von der Landesbank. Somit wird niemand aus finanziellen Gründen vom Studium ausgeschlossen. Es gibt also keinen sozialen Numerus clausus. Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg und Hessen haben es erfolgreich vorgemacht – Berlin muss jetzt nachziehen.

Außerdem werden Studienbeiträge nicht nur die Finanzierung zusätzlicher Lehrangebote und die Verbesserung der Betreuung bedeuten. Universitäten stehen auch in einem viel größeren Wettbewerb zueinander. Wie fruchtbar das sein kann, haben wir am Excellenzwettbewerb gesehen. Jeder Abiturient schaut sich also mit 500 Euro in der Tasche nach einem Studienort um. Wird er nun durch schlechte Lernbedingungen abgeschreckt oder fühlt er sich an der Universität gut aufgehoben? Die Antwort auf diese Frage bedeutet für die Berliner Universitäten bares Geld. Das Resultat ist: Studierende mutieren vom lästigen Anhängsel des professoralen Arbeitsalltags zum Mitfinanzierer der Hochschule. Dadurch ist gute Lehre quasi vorprogrammiert.

Man kann meinen, die Versuchung sei für das Land Berlin groß, durch die bessere Finanzausstattung der Hochschulen den öffentlichen Geldhahn zuzudrehen. Wer so etwas jedoch ernsthaft in Erwägung zieht, hat nichts gelernt.

Hochschulrankings werden den Berliner Universitäten schon bald ein schlechtes Zeugnis ausstellen und die Studierenden bleiben weg. Noch schlimmer: Sie gehen womöglich an die neuen Eliteuniversitäten in Süddeutschland. Die haben Berlin ja schon mal gezeigt, wie es funktioniert.

Der Autor ist Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

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