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Bald ist die fünf Milliarden Marke geknackt beim BER.

© dpa

Hartmut Mehdorn kommt am BER nicht voran: Toxisch statt TXL

Statt Schnittchen zur Eröffnung gibt's ein Sprint-Programm, einen Prüfstand und eine Task Force. An den BER glaubt offenbar nur noch der Aufsichtsrat.

Beim BER haben die Hauptverantwortlichen ihre eigenen Schallschutzmaßnahmen ergriffen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Klaus Wowereit, attestiert dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Hartmut Mehdorn, der habe „alles im Griff“ – allen Katastrophenmeldungen, Finanzierungslücken, Korruptionsvorwürfen zum Trotz. Mehdorn wiederum attestiert sich selbst einen ruhigen Schlaf; damit dürfte er allerdings einer der wenigen in und um Schönefeld sein, dem das vergönnt ist.

Vor einem muss sich Mehdorn allerdings wirklich keine Sorgen machen: dass ihn Wowereit fallen lässt. Der sagt dann auch frei heraus, er stehe hinter Mehdorn, woran es kaum einen Zweifel gibt. Zum einen kann sich Wowereit, Regierender Bürgermeister in politisch-prekärer Lage, hinter Mehdorn besser verstecken als hinter einem schmalbrüstigen Leisetreter wie dessen Vorgänger Rainer Schwarz. Zum anderen fände Wowereit auch kaum einen geeigneten Nachfolger für Mehdorn. Abgesehen vom hohen Preis, den ein Manager für dieses unterirdische Himmelfahrtskommando verlangen würde und den die Gesellschafter nicht zu zahlen bereit wären: Dieser Flughafenbau ist toxisch. Wer sich hineinbegibt als verantwortlich Beteiligter, kommt nur vergiftet wieder heraus, vergiftet und hypnotisiert, wie einem Wahn verfallen.

Die Eröffnungs-Schnittchen waren schon bestellt

Vor genau zwei Jahren, am 3. Juni 2012, hätte der BER eröffnet werden sollen – einer von mindestens vier Terminen bis heute, aber so nah dran war bis zur Absage keiner davor und keiner danach. Die Einladungen zur Party waren längst raus, die Musik und die Schnittchen bestellt, die Flugpläne umgeschrieben. Da stand wenige Wochen vor dem Fest für „den schönsten Flughafen Europas“ im Tagesspiegel zu lesen, der Termin sei kaum zu halten. Der damalige Geschäftsführer Schwarz stürmte in die Redaktion und tobte: eine Unverschämtheit, alles Lüge, böswillige Unterstellung! Kurz darauf wurde erst der Eröffnungsparty der Stecker gezogen, dann ihm. Ob Schwarz damals wirklich glaubte, das sei noch zu schaffen? In zwei Wochen, was danach nicht einmal in zwei Jahren zu schaffen war? Ob es Wowereit glaubte? Oder ob sie es nur einfach nicht wahrhaben wollten?

Zwei Jahre sind seitdem vergangen, aber mit den Sprüchen ist es wie mit dem Flughafen selbst: Es geht nicht voran. Was ist besprochen worden bei der Sondersitzung des Aufsichtsrats zur Korruptionsaffäre? Es müsse jetzt „alles auf den Prüfstand“. Jetzt muss alles auf den Prüfstand? Was denn so alles genau, achtzehn Jahre nach dem Standortbeschluss von Diepgen, Stolpe und Wissmann für Schönefeld? Nach all den geplatzten Eröffnungsterminen? Angeblich gibt es einen exakten Zeitplan, wie es weitergehen soll, auf den Tag genau, das behauptet jedenfalls Mehdorn. Aber ein Termin wird der Öffentlichkeit verschwiegen, bis zu dem hier ihr Geld verbrannt werden soll.

Schön und billig - wie konnte das nur jemand glauben?

Atemberaubend wirkt im Nachhinein die Anmaßung der öffentlichen Bauherren wie Wowereit, billiger bauen zu können als private Unternehmen. Billiger als der neue Wellblech-Airport in Athen, auf den Quadratmeterpreis gerechnet, trotz feinster Steine, größter Gläser und edelster Häuser. Der schönste Flughafen Europas sollte zugleich der billigste sein – wie konnte das jemand glauben? Mehdorn, der den Laden am vermeintlichen Tiefpunkt übernommen hat, sagte gestern über die Erkenntnis, dass der Technikchef, zuvor als Retter gefeiert, korrupt sein soll: „Wir sind betroffen, ein Stück erschüttert und ein bisschen traurig, was Herr Großmann unserem Flughafen angetan hat.“ Welchem Flughafen denn, bitte schön? Als Mehdorn kam, hat er ein „Sprint- Programm“ angekündigt. Hat da eigentlich irgendwer mal einen Schuss gehört?

Jetzt wurde also auch noch eine Task Force gegründet. Und der Bundesverkehrsminister, grantelnder Gesellschafter, will externe Controller nach Schönefeld schicken, die an Mehdorn vorbei berichten. Die Zustände seien „inakzeptabel“. Aber was sollen sie berichten? Dass andere Controller, die schon dort sind, auch nichts anderes berichten können, als dass viele Bauarbeiter darauf warten, dass es weitergeht?

Die Autosuggestion von Schönefeld wird offenbar von Geschäftsführer zu Geschäftsführer und von Aufsichtsrat zu Aufsichtsrat vererbt.

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