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Meinung: Hartz V, der Abgang

Von Alfons Frese

Geheimnisvolles tut sich in Wolfsburg. „Äußere Kräfte“, so hat der neue Betriebsratschef beobachtet, „versuchen Belegschaft und Betriebsrat auseinander zu dividieren.“ Aber wozu braucht es äußere Kräfte, wenn die inneren völlig ausreichen? Unglaubliche Luxusreisen des alten Betriebsratsbosses und einiger seiner Kollegen haben die Glaubwürdigkeit der Arbeitnehmervertreter pulverisiert. Nie war der VWBetriebsrat so schwach wie heute. Das weiß die Belegschaft. Und das weiß Bernd Pischetsrieder. In enger Abstimmung mit seinem Vorgänger, Ferdinand Piëch, und seinem möglichen Nachfolger, Wolfgang Bernhard, hat der VW-Chef in den vergangenen Wochen eine düstere Botschaft nach der anderen verbreitet. Am Montag sagte er dann der Belegschaft, dass sie zu groß und zu teuer ist.

Für VW arbeiten mehr als 100000 Personen in den sechs westdeutschen Fabriken. Um die geht’s, denn die drei ostdeutschen VW-Werke mit ihren 7500 Beschäftigten sind schon heute wettbewerbsfähig: Die arbeiten länger und verdienen weniger als ihre Kollegen im Westen. Bei denen geht es nun ans Geld. Extreme Arbeitszeitverkürzungen wie Anfang der 90er Jahre die Einführung der Vier-Tage-Woche, helfen nicht mehr weiter. Die Marke VW schreibt rote Zahlen, weil die Autos zu teuer sind, weil es für viele Marktsegmente keine VWs gibt, weil der starke Euro Milliarden kostet und in China das Geschäft viel schwerer geworden ist. Aber auch, weil die Arbeitskosten in Deutschland sehr hoch sind. Noch immer liegt der Haustarifvertrag deutlich über dem Flächentarifvertrag. Ein Monteur in Wolfsburg bekommt mehr Lohn als sein Kollege bei der Konzernschwester Audi in Ingolstadt. Das geht nicht mehr. Und Peter Hartz, der mit allen möglichen Instrumenten in den vergangenen zehn Jahren die Beschäftigung konstant hielt, ist auch nicht mehr in Wolfsburg. Die bittere Botschaft für die Belegschaft: Es wird in Westdeutschland weniger VWler geben und sie werden weniger verdienen.

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