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Heimatgefühle: Was uns prägt

So geht das. So geht - Provinz. Angela Merkel redet über ihre Heimat, die Uckermark, in einer Weise, dass darin nicht nur Verbundenheit, sondern auch Ursprung zu erkennen ist.

Dass sie gerne mal alleine ist, Einsamkeit nicht fürchtet, sondern ihr zuweilen nachspürt – wer Anzeichen dafür bei ihr sucht, wird fündig. Ihre Worte haben wohl den Unterton der Sprödigkeit, und dennoch sind sie wahrscheinlich gerade deswegen, was man heute viel zu oft „authentisch“ nennt: eine Art uckermärkische Poesie zum Wochenanfang. Seen, Wälder, die Farben der Jahreszeiten, die Greifvögel, das ist nicht berlinisch-schnoddrig dahergesprochen, sondern eher Johnson auf Brandenburgisch. Fehlte nur noch, dass sie in „Bild am Sonntag“ von ältlichen Häusern, niedrig umbaut redete. Merkel gibt etwas von sich preis, was sicher auch in gewissem Sinn kalkuliert ist, aber doch einen tiefen Einblick zulässt: Sie denkt weniger naturwissenschaftlich, als sie zugleich gefühlsgesteuert ist. Interessant ist das, besonders, wenn man es aufs Politische und die darin nötigen Entscheidungen anwendet. Seitdem Merkel zu ihrem Gefühl zurückgekommen ist, macht sie eine ganz andere Politik. Das alles zusammengedacht führt zur – leicht gewagten – These: Sie ist nicht so weit weg von Kurt Beck. Sie rehabilitiert ihn geradezu. Weil auch sie mit Wärme von dem Landstrich spricht, der sie geprägt hat. Wenn nun die beiden uns auf ihren Wegen mitnehmen, wird die Politik vielleicht (noch) nicht besser, aber das Verständnis größer. Und die Geduld. Den Versuch ist es wert. cas

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