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Helmut Schümann: Eisheilige

Regen im Mai, April ist vorbei!

Bonifatius von Tarsus, dessen Namenstag wir heute begehen – von feiern kann man ja wohl nicht sprechen – war ein altkirchlicher Märtyrer, dessen detaillierter Lebensweg nichts zur Sache tut. Gestern hatten wir den Namenstag des Servatius von Tondern, der gerne angerufen wird, unter anderem gegen Frostschäden und Rheumatismus. Warum, wo er beides doch verursacht? Oh, ihr verfluchten Heiligen, den Maternus nicht zu vergessen, und auch nicht den Pankratius, der für Krämpfe und Kopfschmerzen zuständig ist, und auch du, Sophia von Rom, wirst nicht ausgenommen, auch wenn dein Tag erst der Samstag ist, oh, ihr verfluchten Heiligen, ihr vermaledeiten Eisheiligen. Verschwindet! Macht euch vom Acker! Haut ab! Keiner vermisst euch! Laut Volksglauben wird das milde Frühlingswetter erst nach Ablauf der kalten Sophie stabil. Was? Mildes Frühlingswetter? Und dieses milde Frühlingswetter, das wir derzeit haben, soll sich nach dem Samstag auch noch stabilisieren? Was sind das für nichtsnutzige Heilige, die uns Frostbeulen bescheren und noch eine Winterdepression. Herrgott, wir friiiiieren!

Gestern hatte es kaum mehr als zehn Grad, für Samstag, also Sophies Tag, sollen es zwölf werden, heute maximal 14. Und das ist schon optimistisch prophezeit, bestimmt kommt es noch kälter. Und das heute. Super Brückentag!

Es ist ja alles gut und schön, die NRW-Wahl, oder schlecht, wenn der Euro brennt. Aber der wärmt nicht, nichts wärmt in diesen Maitagen. Maien, das war der Moment des Aufbruchs, der Erneuerung, der Hoffnung. An dieser Stelle wurde an diesem einen Sonnentag – Sie erinnern sich? – empfohlen, Mütze und Handschuhe wegzupacken. Das war ein schlechter Rat. Es gibt keinen Aufbruch, keine Erneuerung, keine Hoffnung. Und was den Brückentag angeht, mit dem hätte man zu besseren Zeiten vier Tage an die Ostsee fahren können. Oder auch woanders hin. Allein, was will man da? Vier Tage in der Sauna hocken ist nicht gut für die Haut. Vier Tage Grog saufen ist nicht gut für die Leber. Und vier Tage drinnen im Warmen vor dem Fernseher die Weltlage zu verfolgen, führt zur Gemütskrankheit.

Aber wir wollen ja positiv denken, zuversichtlich ins Leben schauen. Also dann: Regen im Mai, April ist vorbei! Auch so eine alte Bauernregel, wenigstens die hat Bestand. Denn das stimmt ja, den April haben wir überstanden. Es geht aufwärts, ab nächste Woche wird es wärmer. Dann folgt um den 11. Juni die Schafskälte!Helmut Schümann

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