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CDU legt zu: Henkels Sprung nach vorn

Frank Henkel hat die erste Phase der CDU-Erneuerung erfolgreich abgeschlossen. Wenn er seine Partei weiter führt wie bisher, wird ihn das Opponieren noch stärker machen.

Gut, dass Frank Henkel kein dürrer Hering ist, denn er wird am Wahlabend viele kräftige und wohlmeinende Schläge auf den Rücken bekommen haben. Jahrelang gewann die CDU allenfalls mal in einer Umfrage so viel Sympathie, wie sie jetzt an Stimmen bekam. Das ist ein überzeugender Vertrauensbeweis für die Partei, die vor einem Jahrzehnt alles Vertrauen verspielt hatte und Jahre brauchte, um sich wiederzufinden.

Wie sagte Henkel, der andere Berlin-Versteher in diesem Wahlkampf, an dessen Ende sinngemäß: Die Leute respektieren uns wieder. Das ist in der Partei und war an den Ständen zu bemerken. Die Berliner CDU hat Ansehen zurückgewonnen, sie zeigte sich kampfeslustig, war in hohem Maß mobilisiert, das Publikum hielt sie für eine wählbare Alternative.

Drei Gründe dürften dafür ausschlaggebend gewesen sein. Zunächst die immerhin fast drei Jahre dauernde Phase der personellen und inhaltlichen Wiederherstellung der Partei. Noch am Ende der unseligen Friedbert-Pflüger-Phase hatten viele Leute in der Hauptstadt-Union geglaubt, es müsse bloß endlich ein passender Kandidat her, dann werde man auch wieder an die Macht kommen.

Dann übernahm Henkel die Führung, und mit den Monaten zeigte sich, dass er der richtige Mann zur richtigen Zeit war, einer, der der Basis nie fremd erschien – und der seinen Leuten vermitteln konnte, dass es sich lohnte, in der CDU zu sein. Dazu kam, dass Henkel etwas tat, was ihm niemand aufgegeben hatte: Er verordnete seiner Partei inhaltliches Nach- und Umdenken. Er brachte seine Parteifreunde zum Diskutieren und dazu, sich auf eine Bevölkerung einzulassen, die nicht nur aus bürgerlichen kleinen Leuten besteht, sondern auch aus Migranten und alleinerziehenden Müttern, aus Singles und neuen Berlinern, die mit alten Sprüchen von der „Berlin-Partei“ nichts anfangen können.

Das hatte Folgen für die Programmatik. Politik mit Migranten statt gegen sie, Arbeitsförderung für alle, die sich bemühen, Wirtschaftspolitik jenseits der hergebrachten CDU-Überzeugungen, eine Bildungspolitik ohne die Hauptschule, lange bevor die Bundes-CDU sich auf diesen Weg begab. Das war viel Neues in einer Partei, die das Diskutieren jahrelang kleinen Runden in Hinterzimmern überlassen hatte.

Der passende Mann, neue Ideen, transportiert über ein Programm, das in einem internetbasierten Prozess entstanden ist – und eine fehlerfreie Performance, die aus einem Unbekannten das Gesicht der Berliner CDU gemacht hat: Daraus kann etwas werden. Henkel wird bis auf Weiteres als Oppositionsführer der vermutlich rot-grünen Koalition das Regieren schwermachen. Wenn er seine Partei weiter führt wie bisher, wird ihn das Opponieren noch stärker machen.

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