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Gern gesehener Gast: Während Filmschaffende den Präsidenten Christian Wulff meiden, darf sich dessen Amigo Carsten Maschmeyer nebst Gattin Veronica Ferres weiterhin feiern lassen.

© Reuters

Heuchelei um Wulff und Maschmeyer: Erster Preis der Berlinale an die Gratisguten

Heroen zwischen Buffet und Schaumweinausschank: Lorenz Maroldt über Heuchler auf der Berlinale, die Präsident Wulff meiden oder im Glanze Angelina Jolies den militärischen Interventionismus feiern.

Der erste Preis der Berlinale kann bereits vergeben werden. Es ist der rostige Bär für selbstgefällige Überheblichkeit, und er geht kollektiv sowohl an die Filmschaffenden, die demonstrativ den Empfang beim Bundespräsidenten meiden, als auch an jenes Fachpublikum, das jede Solidaritätsadresse mit diktatorisch geknechteten Künstlern und jeden Aufruf zum militärischen Interventionismus derart engagiert bejubelt, als sei bereits damit der Dienst an einer besseren Welt geleistet, bevor es sich dann, vom Klatscheinsatz erschöpft, aber erleichtert, um die besten Plätze am Buffet und dem Schaumweinausschank drängt.

Und während sich der spendabel-schillernde Präsidentenfreund Carsten Maschmeyer willkommen und wohlfühlen darf auf Premieren und Partys, wird der Präsident selbst, dem die Nähe zu solchen wie Maschmeyer und dem Filmproduzenten David Groenewold zur übelriechenden Affäre geronnen ist, heroisch auf Abstand gehalten. Sich ausdrücklich nicht bei und mit ihm zu zeigen, ist der goldene Berlinalepass zum Empfang der gummibärenstarken Moralinstanz.

Dort haben auch jene Zugang, die, vom Glanz Angelina Jolies wohlig herzenserwärmt, heute den militärischen Interventionismus feiern und fordern, den sie nur wenige Berlinalen zuvor noch als imperiale Kriegstreiberei verabscheut hatten. Die Rolle der Gratisguten ist hier immer doppelt und dreifach besetzt, ganz egal, wie es kommt.

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