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Hilda Heine ist die Präsidentin der Marshallinseln. Der Pazifikstaat ist massiv vom Klimawandel bedroht.

© AFP PHOTO / FREDERICK FLORIN

Hilda Heine im Porträt: Präsidentin eines versinkenden Staats

Zum zweiten Mal leiden die Marshallinseln unter den USA. Erst wegen einer Atombombe, jetzt wegen de Klimaabkommens. Die Präsidentin Hilda Heine bat deshalb nun die EU um Hilfe.

In den 1950er Jahren mussten die Marshallinseln schon einmal unter den USA leiden. Damals hatten die Amerikaner auf dem winzigen Inselstaat im Pazifik Nuklearwaffen getestet. „Castle Bravo“ war die stärkste Atombombe, die je eine US-Regierung zünden ließ. Seitdem sind viele der mehr als 1200 Inseln unbewohnbar, es könnte noch mal 20 Jahre dauern, bis die Strahlenbelastung auf ein verträgliches Maß sinkt. Dann können die Marshaller zurück auf die betroffenen Inseln – sofern es diese dann noch gibt. Denn vor wenigen Wochen tat US-Präsident Donald Trump etwas, das für den Pazifikstaat die Wirkung einer zweiten Atombombe hat. Castle Bravo 2.0. Er kündigte das Pariser Klimaabkommen.

Kaum ein Staat auf der Welt ist so sehr von der globalen Erderwärmung bedroht wie die Marshallinseln, denn das Land liegt im Schnitt nur zwei Meter über dem Meeresspiegel. Wegen des Klimawandels säuft es irgendwann buchstäblich ab. Selbst größte Optimisten zweifeln nicht daran. Aber Trump hat gerade den Turbo gezündet. Deshalb trat Präsidentin Hilda Heine am Mittwoch vor dem EU-Parlament auf und bat um finanzielle Hilfe. „Der Ozean war unser Lebensraum, heute ist er unser Albtraum“, sagte sie, und dass man in ihrem Land, wo immer man steht, den Ozean sehe. „Wir können nirgendwo hinrennen und uns nirgendwo verstecken.“

Sie ist die erste Einwohnerin der Marshallinseln mit einem Doktortitel

Die 66-Jährige trat 2016 als Parteilose die Nachfolge von Präsident Carsten Nemra an, der nach nur wenigen Tagen im Amt durch ein Misstrauensvotum abgesetzt wurde. Heine war zuvor Bildungsministerin. Sie ist die erste Frau an der Spitze eines Pazifikstaats. Premieren sind wohl ihr Ding, nachdem sie in den USA auf Lehramt studiert hatte, legte sie noch einen Doktortitel oben drauf. Noch nie zuvor hatte einer der gut 70 000 Bewohner der Marshallinseln promoviert.

Aber auch damit wird sie nicht verhindern können, dass ihr Land untergeht. Schon jetzt flüchten viele Marshaller ins Ausland, weil sie wissen, eine Zukunft haben sie in ihrer Heimat nicht. Die Versorgung mit Trinkwasser und sauberer Nahrung ist schlecht, beinahe das ganze Land ist arm. Trotzdem können sie fast nirgendwo hin, denn als Flüchtlinge werden sie nicht anerkannt. Die Marshaller werden nicht politisch verfolgt, sondern von der Flut. Nur in die USA dürfen sie ohne Visum einreisen und bleiben. Aber nicht, weil Trump gerade faktisch die Schleusen geöffnet hat – sondern wegen der Bombe.

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