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Meinung: Hitler istimmer falsch

Gerüchte mit Geruch –

Von Stephan-Andreas Casdorff

Ist diese Regierung antiamerikanisch und antisemitisch? Man könnte auf die Idee kommen. Die Meldungen sprechen dafür. Töne und Tonlage zum Beispiel bei der Bewertung der amerikanischen Position zu einer Irak-Intervention sind ziemlich schrill. Und es wird schon stimmen, was da aus Washington zu hören ist: dass George Bush „weiß glühend“ vor Unmut war.

Aber nun auch noch diese Geschichten, die über laxe Bemerkungen im Kabinett und harsche Urteile von Herta Däubler-Gmelin, in beiden Fällen über Bush. Scharping, der Unberechenbare, berichtet, vom Amte unbeschwert, über sein Kabinettspalaver. Die ehrwürdige „New York Times“ zitiert ihn mit den Worten, dass der US-Präsident getrieben werde von einer starken, „vielleicht zu starken“ jüdischen Lobby. Aufgebauscht? Das auch – aber seine Wirkung kann dieser Artikel allemal entfalten. Außenpolitisch, weil die Glut beim sowieso nachtragenden Präsidenten wieder angefacht wird, innenpolitisch, weil der Opposition damit neue Ansatzpunkte für Kritik gegeben werden. Und das auch noch mit Verweis auf dumme Reden im Kabinett.

Womit Däubler-Gmelin über Bush zitiert wird, das ist richtig skandalös. Wenn es auch in Derendingen war, das keiner kennt, vor Metallgewerkschaftern – die Ministerin, die Wahlkämpferin sprach ja wohl in einer öffentlichen Situation. Wie kann sie auch nur daran denken, die politischen Methoden des Präsidenten mit denen von Hitler zu vergleichen? Hitler! Wie kann sie das amerikanische Rechtssystem einfach als lausig bezeichnen? Und Bush auch noch über den Atlantik zurufen, er säße wegen Insidergeschäften im Gefängnis, wenn es zu seiner Managerzeit im Erdölbusiness die neuen US-Gesetze schon gegeben hätte? Das wäre, alles in allem: zu dumm.

Herta Däubler-Gmelin verstärkt alle Vorbehalte, in den USA und hier, gerade in dieser angespannten Lage. Ausgerechnet die Bundesministerin der Justiz, die für die Rechtskultur verantwortlich ist und wichtig fürs abgewogene Urteil in Staatsangelegenheiten. Ihr Amtseid fordert, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Däubler-Gmelin hat ganz offenkundig Schaden angerichtet, und zwar in einer Weise, der ein klarer Grund für den Rausschmiss wäre. Aber wahrscheinlich denkt sich der Kanzler am Ende: Das lohnt nicht mehr. Die paar Tage.

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