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Meinung: Hysterie ist kein Ratgeber

Wenn das alles sein sollte, was Cem Özdemir sich hat zu Schulden kommen lassen, dann hat Hysterie im Wahlkampf ein unnötiges Opfer gekostet. Dienstlich erflogene Bonus-Meilen habe er privat genutzt, so begründet der Grüne seinen Rückzug aus dem Parlament.

Wenn das alles sein sollte, was Cem Özdemir sich hat zu Schulden kommen lassen, dann hat Hysterie im Wahlkampf ein unnötiges Opfer gekostet. Dienstlich erflogene Bonus-Meilen habe er privat genutzt, so begründet der Grüne seinen Rückzug aus dem Parlament. Das ist ein Verstoß, kein Verbrechen. Wenn alle so streng mit sich wären, dann wäre vermutlich der halbe Bundestag nicht zu halten, und ein Großteil der fliegenden Journaille dazu. Hier gehen die Folgen des Alarmismus zu weit. Die Grünen haben ein Problem, weil sie sich selbst zur moralischsten aller Parteien stilisiert haben. Doch auch für sie gilt: Zweifel an der Moral lassen sich nicht durch Moralin ausgleichen. Mag sein, Cem Özdemir hat mehr auf dem Kerbholz. Dann hat er die Öffentlichkeit mit seiner Begründung gezielt getäuscht. Das wäre allerdings ein Rücktrittsgrund; genauso wie Meineide oder trotzige Verstöße gegen das Parteispendengesetz bei anderen. Über Özdemir ist bisher bekannt: ein naiver Umgang mit der Steuerpflicht, ein dummer Kredit, die Bonusmeilen. Naivität ist kein Rücktrittsgrund, jeder kann schlauer werden. Özdemir hat sich in dem Fall korrigiert, er übernimmt Verantwortung. Keiner soll den Wähler hinters Licht führen – aber auch keiner den Moralismus übertreiben. cvm

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