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Meinung: „Ich bin alles andere als erfreut“

Noch vor ein paar Wochen hat Lars Josefsson sich köstlich amüsiert, dass es vor allem die Deutschen seien, die sich Sorgen um die „Sicherheitskultur“ in schwedischen Atomkraftwerken machten. Nach einigen ernsten Zwischenfällen im vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall betriebenen Atomkraftwerk Forsmark war er noch überzeugt, dass die Schweden die Pannenserie auch weiterhin ganz gelassen sehen würden.

Noch vor ein paar Wochen hat Lars Josefsson sich köstlich amüsiert, dass es vor allem die Deutschen seien, die sich Sorgen um die „Sicherheitskultur“ in schwedischen Atomkraftwerken machten. Nach einigen ernsten Zwischenfällen im vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall betriebenen Atomkraftwerk Forsmark war er noch überzeugt, dass die Schweden die Pannenserie auch weiterhin ganz gelassen sehen würden. Doch nachdem Josefsson erfahren musste, dass ein Reaktor in Forsmark sieben Monate lang mit einer defekten Gummidichtung gelaufen war, und als zudem bekannt wurde, dass die Arbeiter in dem AKW, das immerhin schon seit 26 Jahren läuft, inzwischen recht locker mit ihren Pflichten umgehen, und auch Trunkenheit am Arbeitsplatz nicht für ein großes Problem halten, zog Josefsson die Notbremse. Er warf den AKW-Chef in Forsmark raus.

Allerdings war das noch lange nicht das Ende der Pannenserie. Am Freitag machte das AKW in Ringhals wieder Schlagzeilen, diesmal nicht mit einem Brand, sondern mit einem Leck. Obwohl die derzeitige Regierung den bereits 1979 bei einer Volksabstimmung beschlossenen Atomausstieg Schwedens nicht mehr für bindend hält, gab Umweltminister Andreas Carlgren nun zu Protokoll, dass „die Atomkraft eine gefährliche Technik ist, wenn sie nicht funktioniert oder der menschliche Faktor versagt“. Und weiter meinte er: „Wir müssen uns überlegen, wie abhängig wir davon sein wollen.“ Nachdenklich dürften auch die deutschen Behörden geworden sein. Denn Vattenfall hat den Antrag gestellt, das 30 Jahre alte Atomkraftwerk Brunsbüttel über seine im Atomkonsens vereinbarte Laufzeit hinaus betreiben zu dürfen.

Nun ist Josefsson nicht nur der Chef eines Energiekonzerns, der offensichtlich nur mittelmäßig sichere Atomkraftwerke betreibt. Er ist seit diesem Jahr auch Klimaberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nachdem Vattenfall in Deutschland in die Braunkohleförderung und -verstromung eingestiegen war, habe er sich damit befassen müssen, dass das nicht besonders gut fürs Klima sei, meint Josefsson. Deshalb hat er die Fachleute seines Konzerns angehalten, eine Klimaweltkarte zu entwerfen, in der die Lösungen verzeichnet sein sollen. Erneuerbare Energien wie Wind, Sonne oder Biomasse spielen in der Klimakarte eine eher untergeordnete Rolle. Die Atomkraft dafür eine umso größere, auch wenn selbst Josefsson zugibt: „Die Atomkraft ist nicht die Lösung des Klimaproblems.“

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