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Meinung: „Ich bin bereit, …

… das Unternehmen bis zu einem erfolgreichen Abschluss des Turnarounds zu führen.“ Ist Thomas Middelhoff eine Heuschrecke?

… das Unternehmen bis zu einem erfolgreichen Abschluss des Turnarounds zu führen.“

Ist Thomas Middelhoff eine Heuschrecke? Kritische Beobachter entdecken beim neuen Vorstandsvorsitzenden von Karstadt-Quelle Merkmale jener Managergattung, die SPD-Chef Franz Müntefering geißelt. Middelhoff ist schnell, er ist machtbewusst und er rechnet genau. Und Middelhoff ist seit zwei Jahren Europachef einer großen Heuschrecken-Organisation im Müntefering’schen Sinne – der Londoner Beteiligungsgesellschaft Investcorp. Für den Finanzinvestor geht der 52-Jährige auch in Deutschland auf die Suche nach lohnenden Einstiegsobjekten.

Mit Karstadt-Quelle habe all das gar nichts zu tun, betont der zwischen Bielefeld (Familie), London (Arbeitgeber) und St. Tropez (Ferienvilla) pendelnde Middelhoff, der sich als „Amerikaner mit deutschem Pass“ bezeichnet. Bei Karstadt-Quelle springe er als Sanierer in der Not ein, sagt er. Es fallen Schlagworte wie Verantwortung. Und, nein, zerschlagen werde er das Unternehmen auch nicht.

Tatsächlich operiert Middelhoff bei Karstadt-Quelle nicht in fremdem Auftrag – sondern vor allem in eigener Mission. Der 2002 beim Medienkonzern Bertelsmann entmachtete Manager ist wieder da, wo er sich am liebsten aufhält: im Rampenlicht. Der Umweg über den Aufsichtsratsvorsitz, den Middelhoff im Juni 2004 übernahm, sei für ihn nur ein notwendiges Übel gewesen, meinen Kritiker. Den Chefsessel, auf dem vorübergehend der blasse Christoph Achenbach saß, habe Middelhoff schon damals fest im Blick gehabt.

„Thomas Middelhoff will Karstadt-Quelle zerschlagen“, soll Achenbach einst einem Geschäftspartner anvertraut haben. Er dürfte diesen kolportierten Satz bald bereut haben – nach seiner Absetzung, die Middelhoff betrieben hat. Die Karstadt-Quelle-Großaktionärin Madeleine Schickedanz schlug sich auf Middelhoffs Seite. Dass der kaum Erfahrungen im Einzelhandel hat, scheint seine Gönnerin nicht zu stören. Von 1997 bis 2000 saß er im Aufsichtsrat der Metro. Die Familie Schickedanz, Eigentümerin des früheren Versandhandels Quelle, kennt er aus Schulzeiten. Als er mit 17 Jahren für die Bekleidungsfirma seines Onkels jobbte, habe er im Fürther Quelle-Haus Modekollektionen die Treppe hinaufgeschleppt, erzählt der gebürtige Düsseldorfer. Das ist Vergangenheit. Die Mitarbeiter und Aktionäre von Karstadt-Quelle wollen jetzt wissen, wie es weitergeht. Und Middelhoff muss ihnen – und sich – beweisen, dass er es noch kann.

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