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Meinung: „Ich bin bestürzt“

Als sein Erfolgsgeheimnis hat er erst vor einem Jahr „Spontaneität, Mut, Risikofreude und Kreativität“ bezeichnet. Doch entweder hat Volker Neumann damit die zum konservativen Börsenverein gehörende Muttergesellschaft der Frankfurter Buchmesse überfordert – oder es hat doch etwas gefehlt.

Von Gregor Dotzauer

Als sein Erfolgsgeheimnis hat er erst vor einem Jahr „Spontaneität, Mut, Risikofreude und Kreativität“ bezeichnet. Doch entweder hat Volker Neumann damit die zum konservativen Börsenverein gehörende Muttergesellschaft der Frankfurter Buchmesse überfordert – oder es hat doch etwas gefehlt. Jedenfalls ist Ende 2005 Schluss mit dem Job als Geschäftsführer der Bücherschau – und das nach nur drei Jahren. Er sei „bestürzt“ und „ein wenig traurig“ erklärte er, nachdem der zuständige Aufsichtsrat vorgestern die Kündigung mitteilen ließ. Traurig sind mit Neumann auch Verleger wie Christoph Links und Klaus Schöffling. Denn man kann ihm weder ökonomische Schwäche noch Mangel an Ideen vorwerfen. Die Gründe liegen wohl in einem ungebremsten Selbstbewusstsein und einer späten Rache für Neumanns Drohung, die Messe in seine langjährige Heimat München zu verlagern, falls die Standmieten in Frankfurt nicht sinken und die Hoteliers keine zivileren Preise verlangen.

Für den 1942 in Berlin geborenen Neumann ist es der zweite Rausschmiss in kurzer Zeit. Erst im Frühjahr 2002 setzte ihn Random-House-Chef Peter Olson über Nacht vor die Tür – nach 22 Jahren als Marketingstratege bei Bertelsmann. Die Karriere des bei einer Adoptivmutter aufgewachsenen Schriftsetzers und Werbefachwirts, der beim Deutschen Taschenbuch Verlag und beim Süddeutschen Verlag früh Meriten erwarb, war auf ihrem Tiefpunkt angelangt. Vielleicht nutzt Neumann den neuerlichen Einbruch, um sein Handicap beim Golf zu verbessern. Da kann er in jedem Fall noch etwas lernen.

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