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Meinung: „Ich bin ein Romantiker des Fußballs“

Einen kleinen Bauch hat er schon. Aber ansonsten bewegt sich Michel Platini, 51, wie einst auf den großen Fußballplätzen: Federnden Schrittes hält er Ausschau nach seinen Mitspielern, mit einem charmanten Lächeln geht er an Gegnern vorbei.

Einen kleinen Bauch hat er schon. Aber ansonsten bewegt sich Michel Platini, 51, wie einst auf den großen Fußballplätzen: Federnden Schrittes hält er Ausschau nach seinen Mitspielern, mit einem charmanten Lächeln geht er an Gegnern vorbei. Michel Platini, früher Regisseur der französischen Nationalmannschaft, will heute neuer Präsident des europäischen Fußballverbandes Uefa werden. Im Kongresszentrum von Düsseldorf führt er keinen Ball am Fuß. Er trägt Akten unterm Arm. Michel Platini ist längst ein neuer Mensch, auch wenn er noch fast wie der alte aussieht, der 1984 den EM-Pokal in die Höhe reckte.

Es gibt nicht viele Fußballer, die den Sprung in die Gremien des Weltfußballs geschafft haben: Pelé ist gescheitert, Franz Beckenbauer nimmt jetzt erst Anlauf. Der Franzose dagegen sitzt seit fünf Jahren in der Regierung des Weltverbandes Fifa, dem Exekutivkomitee. Er hat sich der Währung bedient, die es in der Sportpolitik braucht: Beziehungen. Und er hat als Organisator der WM 1998 Führungstalent bewiesen. Vier Jahre war er „persönlicher Berater“ des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter und half mit, den Schweizer auf den Fifa-Thron zu heben. Vor neun Jahren besiegte Blatter den favorisierten Lennart Johansson. Nun soll dem 77 Jahre alten Johansson die Uefa-Krone weggenommen werden. Von Platini, mit Blatters Hilfe.

„Alles, was ich vom Leben weiß, habe ich beim Fußball gelernt“, hat Albert Camus geschrieben. Platini zitiert diesen Satz gern. Er versucht, aus seiner sportlichen Karriere einen Gewinn für die Funktionärslaufbahn zu ziehen. Doch im Kreise der Funktionäre ist Platini noch ein Lernender. Die Macht der G 14, der inzwischen 18 wichtigsten Fußballvereine, wollte er brechen – und scheiterte. Die Champions League versuchte er stärker für kleine Staaten zu öffnen – davon blieb nur die Idee übrig, pro Land maximal drei Startplätze zu vergeben. Gerade die kleinen Verbände in Süd- und Osteuropa umwirbt Platini. Doch die Mächtigen des Weltfußballs halten ihn für vorlaut. Zu offensiv habe Platini das Alter seines schwedischen Kontrahenten thematisiert, zu eindeutig falle die Parteinahme des in der Uefa unbeliebten Fifa-Chefs Blatter für seinen Protegé aus. Diese Skepsis könnte ihn am Ende entscheidende Stimmen kosten.

Das Rennen ist offen. Michel Platini, der Funktionär, steht im Finale. 1984, als Spieler, entschied Platini das EM-Finale durch einen direkten Freistoß. Der spanische Torwart Luis Arconada ließ den Ball durch die Hände gleiten. Er hatte Platinis Schuss nicht ernst genommen.

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