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Meinung: „Ich bin nur die Cutterin des Ganzen“

Sie ist eine Schriftstellerin der klaren Konturen. Jede Art von Geschwurbele oder Geschwiemel ist ihr zuwider.

Sie ist eine Schriftstellerin der klaren Konturen. Jede Art von Geschwurbele oder Geschwiemel ist ihr zuwider. Ins Kraut geschossene Sprachblüten aus dem Medienkosmos sammelt sie für ihre hoch musikalischen Prosateppiche. Dort werden sie nicht denunziert, sondern liebevoll anverwandelt – ein gelassenes, charmantes Erziehungsprogramm der ehemaligen Lehrerin. Ihr schriftstellerisches Credo: „Immer dies ist die Frage: Kriegen wir die Geschichten (Raster, Klischees, Schlussfolgerungen) in den Griff oder sie uns!“

Morgen wird Brigitte Kronauer (64) den höchsten deutschen Literaturpreis, den Büchner-Preis, in Empfang nehmen. Vor ein paar Tagen sorgte sie wieder einmal für klare Konturen: Sie trat aus dem Verband deutscher Schriftsteller aus, weil dessen Dachverband, die Gewerkschaft „Verdi“, ein Papier zur Energiepolitik unterzeichnet hatte, in dem Arbeitsplätze vor Umweltschutz rangieren.

Für ihr Debüt ließ sie sich viel Zeit. 1980, mit 40, veröffentlichte sie „Frau Mühlenbeck im Gehäus“, das Großkritiker Fritz J. Raddatz sogleich als „vollkommen gelungen“ feierte. Alle ihre seitdem erschienenen Bücher, inklusive der 2004 erschienene Roman „Verlangen nach Musik und Gebirge“, wurden von der Kritik gepriesen, so dass viele ihrer Fürsprecher mehr der Jury gratulierten als der Autorin: Diese hätte den Preis schon vor 15 Jahren verdient.

Marius Meller

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