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Meinung: Ich dien’

Thomas de Maizière bietet sich der CDU als moderner Konservativer an

Von Antje Sirleschtov

Entkleidet von ihren Werten, vergessen die Traditionen und vor allem: Womit kann diese Christlich Demokratische Union das C in ihrem Namen überhaupt noch rechtfertigen, seit Angela Merkel damit begonnen hat, ihrer Partei einen Kurs der Modernisierung zu verordnen?

Das sind die Fragen der Konservativen, die sich seit dem Abschied von Wehrpflicht, Atomkraft und Hauptschule so heimatlos in ihrer eigenen Partei fühlen. Beliebig und profillos: Die CDU sucht nicht nur einen Begriff für das Konservative, sie vermisst auch ein Gesicht dafür.

Thomas de Maizière hat nun einen Fuß in die Leere gesetzt. Konservativ, sagt der Verteidigungsminister in Leipzig, sei keine Frage des politischen Profils, keine Ableitung tagespolitischer Entscheidungen, sondern eine Haltung. An ihrer Bescheidenheit, sagt de Maizière in Leipzig, werde man die Konservativen erkennen und daran, dass sie nicht zuerst Anforderungen an andere, sondern zunächst an sich selbst richten.

Kein Zweifel: Hier spricht einer von sich selbst, hier empfiehlt sich einer zur Heimat der Heimatlosen in seiner Partei. De Maizière ist bisher zurückhaltender Diener seiner Kanzlerin, dort, wo sie ihn braucht. Ein Arbeiter im Hintergrund, so hat man den Mann bis jetzt wahrgenommen. Nun tritt er ins Licht, weist offen zurück, was andere in der Parteiführung bis jetzt nur verschämt hingenommen haben: Den Vorwurf der nach Orientierung suchenden Konservativen, dass ihnen ihre CDU nun keine Heimat mehr bietet.

Stimmt nicht, sagt de Maizière und versucht sich an einer Definition, fasst dorthin, wo das Konservative in der CDU in der jüngsten Zeit besondere Verlustschmerzen verspürt hat. Hauptschule – nur ein Instrument für de Maizière. Der Wert dahinter vielmehr sei der Anspruch, jungen Menschen zu Bildung, Erziehung und vor allem Aufstiegschancen zu verhelfen. Atomausstieg, noch so ein Instrument. Konservative Werte nennt de Maizière nicht nur das Streben nach Nachhaltigkeit, dem Erhalt der Schöpfung. Konservativ nennt er es ebenso, mit Risiken verantwortlich umzugehen. Und dann die Abschaffung der Wehrpflicht. „Wir dienen Deutschland“, sagt de Maizière, dieser Satz genieße wieder Klang in den Ohren junger Leute.

Sicherer Beleg für den Mann, dass die Abschaffung der Wehrpflicht an sich noch lange kein Abschied von konservativen Werten ist. Lange hat die Spitze der Union zugelassen, dass jede Veränderung von Positionen, von der Kinderbetreuung bis zur Wehrpflicht, nur wie ein notwendiger Abschied aus (vermeintlich) sicherer Vergangenheit in eine Zukunft ausgesehen hat, die für die meisten Menschen vor allem als unsicher wahrgenommen wird. Jetzt, wo die CDU-Vorsitzende mehr und mehr zur ausschließlichen Kanzlerin wird, fällt der Parteiblick in die Reihe hinter ihr. Von der Leyen und Röttgen, zwei Modernisierer, standen da bis jetzt ganz allein. Seit Leipzig sind sie wohl zu dritt.

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