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Meinung: „Ich gebe keine Interviews“

Viel spricht dafür, dass dieses dramatische Wahl- und Umbruchjahr 2005 mit ersten groben Skizzen daheim bei den Schröders in Hannover entworfen wurde – irgendwann im Februar war das, Schleswig-Holstein war schon fast verloren, Nordrhein-Westfalen noch nicht, als „Lebensplanungen“ gemacht wurden, wie es neudeutsch heißt, vom Kanzler gemeinsam mit seiner Gattin Doris. Am Montagnachmittag hat Gerhard Schröder im SPD-Vorstand nur kurz von dieser „Lebensplanung“ gesprochen – und davon, dass ein Job als Vizekanzler dazu nicht gehöre.

Viel spricht dafür, dass dieses dramatische Wahl- und Umbruchjahr 2005 mit ersten groben Skizzen daheim bei den Schröders in Hannover entworfen wurde – irgendwann im Februar war das, Schleswig-Holstein war schon fast verloren, Nordrhein-Westfalen noch nicht, als „Lebensplanungen“ gemacht wurden, wie es neudeutsch heißt, vom Kanzler gemeinsam mit seiner Gattin Doris. Am Montagnachmittag hat Gerhard Schröder im SPD-Vorstand nur kurz von dieser „Lebensplanung“ gesprochen – und davon, dass ein Job als Vizekanzler dazu nicht gehöre. Es ist also durchaus so, dass das Private in die Politik spielt, dass es sie beeinflusst und sie manchmal sogar steuert – auch wenn es für die Position der Kanzlergattin / des Kanzleringatten keine verfassungsrechtliche Definition gibt, zu behaupten, es wäre nicht so, wäre lebensfremd.

Weil es in Deutschland noch nie eine Bundeskanzlerin gegeben hat, hat es auch noch nie einen Kanzleringatten gegeben. Joachim Sauer, langjähriger Studienfreund Angela Merkels und seit 1998 in zweiter Ehe mit ihr verheiratet, wird also Neuland betreten (müssen). Als Ratgeber? Sicher auch das. Von dem promovierten Chemiker ist bekannt, dass er nicht gerne viel von sich bekannt gibt. Die klassische „Homestory“ ist sein Ding nicht, was ihm per se einen Sympathiebonus verleihen sollte. Sauer gilt als strenger Analytiker, als Musikliebhaber, vor allem aber als jemand, der nicht als Anhängsel seiner Frau wahrgenommen werden will. In der öffentlichen Wahrnehmung hat sich diese Haltung indes kaum festsetzen können, wie auch? Bislang ist Joachim Sauer der Mann, der Angela Merkel zu den Wagner-Festspielen nach Bayreuth begleitet.

So bleiben kann das nicht. Wie aber sollte es sein? Schwer vorstellbar, dass das karitative Engagement, das Präsidentengattinnen (immer) und Kanzlergattinnen (sehr oft) als gleichsam natürliches Kompetenzfeld übertragen bekommen, sich nahtlos auf Sauer übertragen lässt, der sich im Brotberuf der „Struktur molekularer Cluster in der Gasphase“ widmet. Womöglich also wird so manches „Damenprogramm“ bei Auslandsreisen der neuen Kanzlerin etwas naturwissenschaftlicher angelegt werden. Ein Schaden muss das nicht sein.

Wahrscheinlich wird Sauer seine neue Rolle so unaufgeregt ausfüllen wie bisher, was heißt: Unter Verzicht auf jeglichen Glamour. Für den Boulevard wird es schwieriger, in jeder Hinsicht.

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