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Meinung: „Ich habe etwas zu sagen“

Jetzt spricht „Mr. Deutschland“: Jürgen Fitschen, seit Ende September im erweiter- ten Vorstand der Deutschen Bank für den heimischen Markt zuständig, hat am Montag eine programmatische Rede gehalten.

Jetzt spricht „Mr. Deutschland“: Jürgen Fitschen, seit Ende September im erweiter- ten Vorstand der Deutschen Bank für den heimischen Markt zuständig, hat am Montag eine programmatische Rede gehalten. Die größte deutsche Bank werde sich künftig mehr um ihre Firmenkunden kümmern, ließ der 56-jährige Banker wissen. Kreditentscheidungen würden schneller und unbürokratischer getroffen, verlorenes Vertrauen im Mittelstand wiedergewonnen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber: „Haben wir immer genügend gesprochen, immer den richtigen Ton getroffen?“, fragt Fitschen. „Ich glaube, dass wir das besser können.“

Diese selbstkritischen Töne eines Führungsmitglieds der Deutschen Bank dürften bei den rund 12 000 gehobenen Firmenkunden gut ankommen. Zumal sich Fitschen nicht dem Verdacht aussetzen muss, provinziell zu sein. 13 von 17 Deutsche-Bank-Jahren hat der freundlich-bodenständig auftretende Niedersachse im Ausland verbracht – in Tokio, Bangkok, Singapur, London.

Vor allem bei mittelständischen Unternehmern hat der Ruf der Deutschen Bank gelitten. Seit sich das Institut auf dem glänzenden Parkett des globalen Investmentbankings bewegte und die Niederungen der Firmenfinanzierung vernachlässigte, beklagen deutsche Geschäftsführer, dass der Branchenprimus für sie nicht mehr zu sprechen ist. Zuletzt hat der Verband der Maschinenbauer – eine Exportstütze der deutschen Wirtschaft – entsprechende Vorwürfe gegen die Bank laut vorgetragen.

Glaubt man Fitschen, soll sich das ändern: „Es hat keinen Sinn, dass wir jeden Kunden, jeden Krämer in Deutschland mit dem Know-How der Investmentbanker beglücken“, sagt er, und es klingt fast wie eine Kampfansage an die mächtigen Kollegen in London – Michael Cohrs und Anshu Jain. Mit ihnen leitet Fitschen die Corporate and Investmentbank (CIB). Der Amerikaner Cohrs und der Inder Jain sorgen als Köpfe des Investmentbankings für 70 Prozent der Gewinne der Bank und sie zählen dank millionenschwerer Aktienoptionen zur stärksten Aktionärsgruppe der Bank.

Wenn „Mr. Deutschland“ das Deutschlandgeschäft zum Erfolg führen will, muss er sich gegen diese Macht des Faktischen durchsetzen. Er tut es im feinen Ton der Diplomaten: „Einen neuen Kampf zwischen London und Frankfurt wollen wir aber nicht inszenieren. Nichts läge mir ferner als das.“ Dabei weiß Fitschen: Anders als im Firmenkundengeschäft sind die Erträge des Investmentbankings üppig, aber sie schwanken. Ohne sie kommt die Bank nicht aus. Verlässt sie sich hingegen zu sehr darauf, könnte das Ziel von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, im kommenden Jahr 25 Prozent Eigenkapitalrendite vor Steuern zu erzielen, aus dem Blick geraten. Das aber will Fitschen auf keinen Fall riskieren. Beobachter beschreiben ihn als „absolut loyal“ – gegenüber der Deutschen Bank und ihrem Chef.

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