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Ich habe verstanden: Matthias Kalle fragt sich wozu das iPad eigentlich gut ist

Wozu ist das iPad eigentlich gut, und warum braucht der Verteidigungsminister in seinem Büro neue Vorhänge?

Und es war dann tatsächlich eine Woche voller Rätsel - und ich fürchtete, dass ich diesmal nichts verstehen würde. Zum Beispiel das iPad, jenes Gerät, dass Apple-Chef Steve Jobs am Mittwoch präsentierte, ein Zwitterding aus iPhone und Laptop. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, was man damit anstellen könnte, aber mir ist nichts eingefallen: Telefonieren? Geht nicht. Mails schreiben? Geht mit iPhone und Laptop. Filme gucken? Gibt Kinos, Fernseher, DVD-Player. Durch die Gegend tragen? Kann man auch Steine, Stühle, Taschen mit was drin. Bücher und Magazine lesen? Ich kann Bücher und Magazine ohne iPad lesen - aber dafür gibt mir niemand 499 Dollar.

Am Donnerstag las ich ohne technische Hilfsmittel "Die Zeit", da stand, auf Seite 2, dass der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nicht einverstanden ist. Ihm würden die Vorhänge in seinem Büro missfallen. In der "Zeit" steht: "Er findet, dass seine Frau doch einmal andere aussuchen könnte."

Nur damit ich es verstehe: der Mann, der immerhin von einigen Menschen als eine Art Stilikone, mindestens aber als bestgekleideter Politiker angesehen wird, ist nicht in der Lage, Vorhänge für sein Büro auszuwählen? Wieso hat sein Büro im Verteidigungsministerium überhaupt Vorhänge? Wann werden die geschlossen? Und was passiert dann? Legt ihm seine Frau dann die Anzüge hin, die er in den kommenden Wochen tragen soll? Ist jemand, der sich Sorgen um seine Vorhänge macht am Ende dafür verantwortlich, dass die Union bei einer Wahlumfrage um 1 Prozent gestiegen ist? Möglich wäre das ja.

Die Union, so fand jetzt der wöchentliche Stern-Wahltrend des Forsa-Instituts heraus, kommt auf 36 Prozent, die FDP allerdings verlor 2 Prozent und erreicht nur noch 9. Im Vergleich zur Bundestagswahl fehlen 6 Prozent - wo sind die hin? Sind die jetzt alle bei den Grünen, die bei sagenhaften 16 Prozent stehen? Sie sind jedenfalls nicht bei der SPD, auch nicht bei den Linken, aber wenn man beide Parteien zusammenzählt ergibt sich der schöne Wert von 32 Prozent. Eine Zahl, über die Oskar Lafontaine vielleicht gerade nachdenkt, denn nur unwesentlich mehr (33,5 Prozent) holte die SPD bei den Bundestagswahlen 1990, als er der Kanzlerkandidat war - man muss Zahlen nicht unbedingt verstehen, man muss nur ahnen, dass alles mit allem irgendwie zusammenhängt.

Und dass der ARD-Film "Zivilcourage" ein großer Film war, das kann man jetzt wissen, wenn man ihn gesehen hat. Zum einen hat Götz George bewiesen, was für ein hervorragender Schauspieler er ist - und man muss sich bei den Drehbuchautoren auch dafür bedanken, dass sie sich solch eine Altersrolle für den Mann ausgedacht haben. Zum anderen, und das ist das wahre Glück des Films, sorgte er für Diskussionen, die so ganz ohne Wut, ohne Schuldzuweisungen, ohne Häme und ohne Emotionen geführt wurden: am Tag danach am Arbeitsplatz, in der U-Bahn und auch in den Kommentarleisten von "Tagesspiegel Online". Die Diskussion dort war rege, argumentativ, besonnen, und als ich all die Einträge gelesen hatte, da verstand ich plötzlich Berlin ein bisschen besser: Egal ob "Zugezogene" oder "Einheimische" - so miteinander umzugehen und sich auszutauschen zeugt am Ende auch von einer Art Zivilcourage.

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