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Meinung: „Ich musste mir …

… eine neue Aufgabe suchen.“ Mit diesem einen Satz erklärte Adolf Merckle 1997, warum er das Motorenkombinat VEM Sachsenwerk übernahm.

… eine neue Aufgabe suchen.“

Mit diesem einen Satz erklärte Adolf Merckle 1997, warum er das Motorenkombinat VEM Sachsenwerk übernahm. Renditeerwartungen schienen ihm dagegen zweitrangig: Merckles Imperium macht ohnehin jährlich einen Umsatz von 18 Milliarden Euro, seine Familie zählt zu den reichsten Clans Deutschlands. Doch der 71-Jährige sucht stets neue Herausforderungen.

Nun hat es ihn offenbar wieder gepackt. Diesmal geht es um Heidel-Cement, den größten Baustoffkonzern Deutschlands, die Nummer vier auf dem Weltmarkt mit insgesamt 42000 Beschäftigten. 6,5 Milliarden Euro – das ist der Betrag, den Merckle für das Unternehmen hinlegen will.

Mit Übernahmen hat er Erfahrung. Als er 1967 die von seinem Großvater gegründete Familienfirma übernahm, kam diese mit ihren 80 Mitarbeitern gerade einmal auf einen Umsatz von vier Millionen D-Mark. Heute gehören zu seinem Imperium der Arzneimittelhersteller Ratiopharm, der Pharmahandel Phoenix und der Pistenbully-Hersteller Kässbohrer. Daneben ist Merckle auch im Zucker-, Windkraft-, Biotech-, Immobilien- und Metallgeschäft aktiv.

Sein Erfolgsrezept: die Familie. An allen wichtigen Stellen hat Merckle seine Verwandten untergebracht. Sein ältester Sohn Ludwig übernahm 1997 die unternehmerische Verantwortung bei Ratiopharm, heute lenkt er offiziell das gesamte Familienreich. Auch Ludwigs jüngerer Bruder Philipp ist am Geschäft beteiligt, Schwester Jutta wiederum ist Aufsichtsratsmitglied in einem Tochterunternehmen. „Fachliche Qualitäten zählen für mich weit weniger als charakterliche“, sagt Merckle. Wobei eines immer klar blieb: Der unangefochtene Patriarch ist er selbst, seine Kinder haben auf sein Wort zu hören. Er sei eben ein Unternehmer alter Schule, sagt er, „ein konservativer Traditionalist“.

Auch bei der Übernahme von Heidel-Cement spielt die Familie eine wichtige Rolle. Denn Merckle selbst hält an dem Unternehmen bisher lediglich 12,8 Prozent. Großaktionär hingegen ist die Ulmer Zementfabrik Schwenk. Zu der Firma steht Merckle aber in engster Beziehung: Seine Frau Ruth ist eine geborene Schwenk.

Warum sich Merckle nun verstärkt um das Zementgeschäft kümmern möchte, lässt sich nur vermuten. Nach außen hieß es lediglich, Heidel-Cement habe „Potenzial“. Bei früheren Firmenkäufen erklärte der Schwabe jedoch, ihn treibe „die Lust am Sanieren“ oder einfach „lokale Verbundenheit“.

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