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Meinung: „Ich sehe mich nicht als TV-Experten“

Da hat Arena ja noch mal Glück gehabt. Oder einfach eine professionelle PR-Abteilung.

Da hat Arena ja noch mal Glück gehabt. Oder einfach eine professionelle PR-Abteilung. Von ihr ging gestern ein Zitat von Jürgen Klinsmann hinaus in die Welt, das sehr schmeichelhaft ist für den Fernsehsender mit der Fußball-Bundesliga im Programm: „Ich hatte viele Angebote, nach der WM wieder nach Europa zu kommen, aber Arena ist der Partner, der mich inhaltlich überzeugt hat.“ Als Klinsmann zuletzt aus Erwerbsgründen nach Europa kam, hat er sich nicht ganz so wohlwollend über seinen künftigen Arbeitgeber geäußert. Den Deutschen Fußball- Bund beglückte er vor seinem Amtsantritt mit der Ankündigung, dass man den ganzen Laden auseinandernehmen müsse. Was ihm als Bundestrainer dann ja auch zumindest ansatzweise gelungen ist.

Arena, Klinsmanns neuer, inhaltlich voll überzeugender Partner, muss also nicht fürchten, dass jetzt alles anders wird: dass die Mitarbeiter künftig mit Gummibändern um die Knöchel über die Redaktionsflure watscheln, sie fortan nur noch vertikal nach vorne kommentieren dürfen und der Kampf um die Chefmoderatorenstelle neu entfacht wird. Dem Sender bleibt wohl auch die lästige Wohnsitzdebatte erspart, ein längst vergessenes Phänomen aus den Jahren 2004 bis 2006. Klinsmann soll gerade als „globaler Fußball-Trendsetter“ für Arena tätig sein, und solange er seine Kommentare nicht per E-Mail aus Huntington Beach in die Redaktion schickt, spricht nichts dagegen, dass er weiterhin im globalen Trendsetterland USA lebt.

Allerdings – bei Klinsmann muss man auch das Unmögliche denken, und dass er von sich sagt, er sehe sich nicht als klassischen TV-Experten, lässt zumindest Raum für Interpretationen. Klinsmann hat sich auch nicht als klassischen Trainer gesehen, als er die Nationalmannschaft betreut hat. Er war: Projektleiter, Supervisor, Talentförderer, Motivationskünstler, Modernisierer und vermutlich noch einiges mehr. Dass er nach der WM alle Angebote ausgeschlagen hat, als klassischer Trainer zu arbeiten, ist insofern kein Widerspruch. Klinsmann könnte es vermutlich gar nicht.

Bei Arena sieht er sich „ganz einfach nur als Beobachter, der genauso viel Spaß am Fußball hat wie jeder andere Fan“. Ein Beobachter ist Jürgen Klinsmann auch als Bundestrainer gewesen, Fan war er vor allem von der Kompetenz seines Assistenten Joachim Löw. Wenn er demnächst für die Arena-Zuschauer das Funktionieren einer Viererkette erklären muss – Löws Telefonnummer wird er ja noch haben.

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